Beiträge auf: wdr4
Kirche in WDR 4 | 02.10.2017 | 08:55 Uhr
Geduld
Es gibt vieles, was uns Menschen von Geburt an mit auf den Weg gegeben wird. Die Sinne gehören dazu, auch die Reflexe. Nicht dazu gehört: Geduld. Darum müssen wir uns in Geduld üben. So heißt es sprichwörtlich. Und ich kann sagen: Das „In-Geduld-Üben“ hört nie auf.
Und so wird nicht nur manche Ampel zur Geduldsübung – wenn der Fahrer vor mir so mit seinem Handy daddelt, dass ich seinetwegendie Grünphase verpasse.
Auch die Kassenzone im Supermarkt ist für mich bestes Trainingsfeld in Sachen Geduld:
Ich vergleiche die Einkaufswagen-Schlangen bewusst nicht mehr miteinander. Sondern ich nutze die Zeit als Pause. Eine Verschnaufpause zum Meditieren. So geht Beten und Stillwerden auch an der Supermarktkasse. Ich kann ja doch nichts ändern. Und was ich nicht ändern kann, muss ich akzeptieren. Das Beste daraus machen. Eine Geduldsübung – eben.
Übrigens – „Patientia“ ist lateinisch und bedeutet: Geduld. Der Patient ist also derjenige, der sich in Geduld üben muss. Der geschehen lassen muss. Der akzeptieren muss, dass er nun einmal krank ist. Alles andere ist jetzt nicht mehr wichtig. Der Kranke hat nur einen Wunsch, der Gesunde hat viele.
Geduld haben muss ich auch mit Gott. Glauben ist heute nicht mehr so einfach. Es gibt viele Zweifel. Darüber kann ich nicht einfach hinweggehen. Gottes Gegenwart ist nicht offensichtlich, sondern sehr verborgen. Deshalb ist Glauben Geduldhaben mit Gott. Und Hoffnung, das ist geduldig sein mit mir selber. Ich entwickle mich ja auch nur ganz langsam, meine Macken fallen anderen eher auf als mir. Deshalb brauche ich anderen Menschen gegenüber Geduld. Und andere Menschen mit mir. Diese Geduld nennt sich: Liebe.
„Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst“, das heißt für mich: Sei geduldig mit Gott, mit den anderen – und mir dir.