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Krippe spielen

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Sonntagskirche | 10.12.2017 | 08:55 Uhr

Krippe spielen

Guten Morgen!

Letztes Jahr hatte mein Sechsjähriger

die Krippe aufgebaut.

Nicht erst zu Weihnachten,

sondern schon am Anfang der Adventszeit.

Dafür hatte er seine beiden Kinderstühle aneinandergeklebt

und ein Tuch drüber geschwungen.

Darunter war ein Stall entstanden,

mit Moos vom letzten Waldspaziergang darin.

Eine Kuh hatte sich auch schon eingefunden.

Der Rest der Gesellschaft machte sich noch auf den Weg,

reiste aus allen Teilen unserer Wohnung an.

Von unterm Sofa aus dem Staub.

Inmitten von Krümeln aus der Küche.

Aus den Pfützen im Bad

und den Legosteinen der Kinderzimmer.

Jeden Tag rückten sie alle ein wenig näher

an die leere Krippe heran.

Wie Wanderer, Pilgersleute,

das Paar - Maria und Josef -, der Stern und die Hirten.

Die Könige und die Schafe,

die Eichhörnchen und die Elefanten.

Jeden Tag stolperte ich mindestens über einen von ihnen.

Kamen sie mir quer. Den gesamten Advent lang.

Rums, da lag sie, Maria. Und Josef, zack. Das holde Paar, niedergestreckt.

Pardautz, die Hirten, mähähähä, ein Schaf, oaaah, der Bär,

und klong, die Könige.

Oh, Entschuldigung,

erschrocken stellte ich sie dann wieder auf.

Legte sie aber auch mal zur Seite.

Nur eben fürs Saugen, dachte ich mir dann.

Und aus Versehen stellte ich sie auch mal nicht zurück.

Die Folge: Eines Tages fanden wir das Christkind nicht wieder.

Mein Sohn hatte es eigentlich unters Tuch neben den Stall gelegt.

Dort sollte es auf seinen großen Auftritt warten.

Und jetzt? Weg!

Ob ich beim Räumen ...? Oder beim Saugen ...?

Ich versprach meinem Sohn hoch und heilig:

„Ich will es suchen, dein Kleines.

In jeder Ecke werde ich nachschauen gehen,

bis ich es gefunden habe, versprochen!‘‘

Und so wurde ich einen Advent lang zur Quereinsteigerin,

reihte ich mich ein in die Schar der Christus-Suchenden,

wagte es, mich rauszulehnen, in mein Herz und in die Ferne zu sehen,

aus der Reihe zu tanzen, dabei Schritt für Schritt zu gehen,

ließ mich an die Hand nehmen, in den Arm und beim Wort,

ließ mir ein Bein stellen und ein paar Fragen,

lernte lachen, loslassen und mir ein Herz zu fassen,

zu lieben, mich lieben und dann finden zu lassen.

Und immer wieder

ließen wir uns alle miteinander nieder.

Stallmädchen neben Menschensöhnen

und Sternstündchen neben Gottesmüttern,

so sangen wir dann unsere Lieder,

den Staub, die Krümel und die Pfützen

noch an unseren Stiefeln, Jacken und Mützen,

entdeckten wir still und heimlich heilig

das Christkind bei Hinz und Kunz

im Hier und Jetzt,

bei uns.

Und die Krippenfigur?

Fanden wir erst im neuen Jahr wieder.

Beim Wegräumen der Weihnachtssachen.

Mir war, als hätte es so was Verschmitztes

um die Augen gehabt ...

Einen zweiten Advent voller Freude

mit Hinz und Kunz

und mit Gott mitten unter uns,

den wünsche ich Ihnen.

(1)Stephanie Brall, ergänzt und überarbeitet nach: Lichtungen – Advent 2017, Krippenspiel, adeo-Verlag.

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