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Kirche in WDR 4 | 23.04.2018 | 08:55 Uhr
Herr Jubel darf nicht kündigen
„Ich kündige.“
Maja sah Herrn Jubel an: „Ja, es sind ernste Zeiten, da habe ich ja schon länger nicht mehr so viel Verwendung für Sie...“
Herr Jubel nickte und beeilte sich, aus Majas Leben zu kommen. Im Park setzte er sich auf eine Bank neben einen jungen Mann: „Ich muss mich erstmal wieder selbst finden“, dachte er.
Da machte der junge Mann neben ihm plötzlich einen langen Hals: „Was ist denn mit Maja los?!“
Herr Jubel sah, dass Maja an ihnen vorbeieilte ohne sie wahrzunehmen und sagte: „Die hat kein Glück.“
„Überhaupt kein Glück?“
„Ich habe mal für sie gearbeitet. Aber ihr ist nicht zu helfen“, sagte Herr Jubel.
„Versteh ich nicht“, sagte der junge Mann: „Hat sie nicht gerade erst in ihrem Traumberuf angefangen?“
„Doch. Ich weiß auch noch, wie sie die Mail mit der Zusage bekommen hat.“ Herr Jubel triumphierte: „Ich habe sie so ergriffen, dass sie nicht länger auf ihrem Stuhl im Büro sitzen bleiben konnte. Ich hab sie gepackt und bin mit ihr auf die Mitarbeitertoilette. Da hat sie dann mal kurz vor Glück getanzt.“
„Das war alles? Ein kleiner Tanz neben einer Kloschüssel?“, fragte der junge Mann.
„Na das geht doch niemand was an im Büro! Und danach war ja gleich soviel zu regeln! Da war kein Platz für ein kleines Freudenfest.“
Der junge Mann schüttelte den Kopf: „Herr Jubel – finden Sie nicht, Sie hätten Maja zu ein bisschen mehr JUBEL verhelfen MÜSSEN wenn sie nach drei Jahren Abendstudium endlich ihren Traumjob bekommt?“
„Ich habe es ja versucht! Aber selbst als sie sich endlich mal wieder verliebt hatte: Da hab ich sie nur dazu bekommen, im Keller beim Wäscheaufhängen zu singen … Und Maja will auch niemanden mit ihrer Freude belästigen. Und überhaupt: Sie hütet ihr Glück als wäre es ein geheimer Schatz. Und mich hat sie gleich mit in der Schatzkiste eingeschlossen. Nur ganz selten holt sie ihre Glückskiste hervor. Wie heute. Ihre Freundin erwartet ein Kind und weil sich das ja so gehört, wollte Maja sich natürlich mitfreuen. Aber sie wusste nicht, wie. Als sie mich dann um Rat gebeten hat, war ich schon so lange weggesperrt, so klein und mickrig geworden, ich konnte ihr dabei gar nicht mehr helfen. Wir haben uns dann zusammen nur über ihre Freundin gewundert, wie man so voller Glück und Vorfreude sein kann. Da war mir klar, dass ich nicht länger für sie arbeiten kann. Ich habe gekündigt bevor sie mich wieder wegschließen konnte.“
Der junge Mann holte tief Luft: „Herr Jubel, das geht nicht. Sie haben doch gesehen, wie Maja ohne Sie zwar Erfolg und Liebe, aber kein Glück hat, es nicht fühlt. Sie dürfen sie nicht allein lassen.“
„Sagt wer?“, fragte Herr Jubel.
„Anordnung von ganz oben.“
„Aber wie soll ich das denn machen?!“
„Sie dürfen sich nicht klein machen und auch nicht wegsperren lassen. Sie müssen Maja überzeugen, nicht umgekehrt.
Sie sind lebenswichtig für sie, erstellen Sie einen Zeit- und Trainingsplan mit ihr. Sie sind ihr Coach, Herr Jubel. Sie kann es lernen, sich wieder zu freuen, zu jubeln, zu singen, zu strahlen. Ab jetzt wird das Leben gefeiert – nach Plan. Am besten fangen sie mit dem Frühling an. Spazieren gehen mit offenen Augen, mindestens jeden Sonntag, danach gibt es Majas Lieblingskuchen, zwei Stück Minimum mit Sahne. Nebenbei planen Sie Majas Einstand im neuen Job. Danach ihren Geburtstag und … .Sie haben da bestimmt noch mehr Ideen.“
„Das ist ganzschön viel Arbeit und Zeit! Aber: Ok Chef.“ Herr Jubel stand auf, lächelte, pflückte heimlich ein paar Blümchen von der Parkwiese und lief Maja hinterher.
In der Evangelischen Kirche haben die Sonntage Namen. Gestern war Jubilate, ein Sonntag, dessen Name daran erinnert: Jubeln ist lebenswichtig.
Es grüßt Sie, Katrin Berger, Pfarrerin aus Hamm.