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Kirche in WDR 4 | 02.05.2018 | 08:55 Uhr

Anstand statt Abstand

Ich bin ja passionierte Bahnfahrerin. Auch mit Baby fahre ich nach Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln – egal wohin es geht. Eine Sache nervt mich daran aber wirklich, seit ich schwanger war: dass jeder nur an sich denkt. Je voller der Zug ist, desto weniger helfen wir uns gegenseitig. Jeder hofft doch insgeheim, im Abteil nur sich selbst der Nächste sein zu müssen: das ist Platzhirsch-Mentalität.

Ich meine, ich habe das vor der Schwangerschaft auch so gemacht. Ich bin eingestiegen, so schnell ich konnte und hab einen Platz ergattert. Ob da jetzt ein Zeichen drüber war, dass man den Platz für Schwangere oder Behinderte freimachen soll, war mir egal. Dann schnell Musik auf die Ohren, Augen zu und nichts mehr von den anderen mitkriegen.

Erst als ich selbst in die Situation kam, abends mit meinem dicken Babybauch in der Bahn stehen zu müssen, weil alle anderen sich auch nur um sich kümmern, ist mir klar geworden, wie doof das ist.

Und dann musste ich oft an meinen Auslandsaufenthalt in der Türkei denken. Man kann sicherlich vieles über dieses Land sagen, aber eines habe ich dort gelernt: Anstand.

In Bussen und Bahnen haben junge gesunde Menschen immer ihre Plätze angeboten: Sitzen taten dort zuallererst ältere Menschen, Mütter und Kinder. Das alles war völlig selbstverständlich, damit möglichst viele Leute, die einen brauchten, einen Platz bekamen.

Hier in Deutschland bieten wir unsere ergatterten Plätze ziemlich selten zum Teilen an. Wir scheinen ein Land von Platzhirschen zu sein.

Warum eigentlich? Was hält uns ab, den anderen näher heranrücken zu lassen? Warum fällt es uns so schwer, die eigenen gesunden Beine aus dem Sitz zu schwingen, damit jemand, der erschöpfter ist, sich setzen kann?

Ich habe darauf keine gute Antwort.

Aber mein Pfarrer hat in einem Gottesdienst mal was Ungewöhnliches gemacht. Denn auch in Kirchen gibt es Platzhirsche. Wenn mal neue Leute kommen und keinen Platz mehr finden, wird nicht zusammengerückt. Man lässt die Leute einfach stehen. Nicht gerade einladend, finde ich. Und unser Pfarrer hat daher am Beginn des Gottesdienstes einmal die hinten Stehenden ganz nach vorne eingeladen. Zu sich, in den Altarraum. Frei nach dem Motto: „Die Letzten werden die Ersten sein“. Da waren sie dann plötzlich ganz nah am Geschehen und nicht mehr irgendwo hinter der letzten Reihe. Anstand statt Abstand nenne ich das.

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