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Sonntagskirche | 21.10.2018 | 08:55 Uhr

Das Leben als Überraschungsmenü

Zum Hochzeitstag muss man sich ja was gönnen. Anfang Oktober war es bei mir und meiner Frau wieder so weit und sind wir zu einem feinen Österreicher gegangen. Dessen Küche hat nen hervorragenden Ruf. Besonders für sein Wiener Schnitzel – damit bin ich ja schon leicht zufrieden zu stellen. Und als wir dann so die Karte studierten, entdeckte ich: die haben ein Überraschungsmenü. Fünf Gänge. Nur der Koch weiß, was es gibt.

Ich hatte gleich Spaß an dem Gedanken. Ich wusste ja, der Koch ist gut, da kann nicht allzu viel schiefgehen. Ich gestehe: in einer ranzigen Kaschemme hätte ich mich darauf nicht eingelassen. Der Haken: das Menü konnte man nur tischweise bestellen. Und meine Frau ist – nun sagen mir mal – keine große Freundin von Überraschungen. Sie ist Preußin – damit ziehe ich sie immer auf – und mag es geordnet. Sie studierte also die Karte umso kritischer. Und entdeckte immer wieder neue Dinge, die sie niemals freiwillig bestellen würde: Meeresfrüchte, Tafelspitz und so weiter. Das Überraschungsmenü rückte schon in weite Ferne.

Dann fiel mir ein strategischer Kniff ein, um meine Frau zu überzeugen. Ich sagte: Schau mal – im Grunde ist so ein Überraschungsmenü wie eine Ehe. So richtig weiß man da auch nicht, was auf einen zu kommt.

Der Rheinländer sagt „et kütt, wie et kütt“. Und dass das alles kein Zuckerschlecken ist, das haben wir auch schon nach sieben Jahren erfahren. Aber: so ist das. Die Ehe ist halt auch so eine Art Überraschungsmenü – im Süßen, wie im Bitteren.

Der Gedanke gefiel meiner Frau und so haben wir das Menü bestellt. Nun ja, ich hatte dann doch noch einen Wunsch an den Koch: da meine Leib- und Magenspeise Kaiserschmarrn ist, da ich bei Kaiserschmarrn alle Ernährungsvorsätze über Bord schmeiße, fragte ich die Bedienung: Kann der Koch nicht überlegen, dass Kaiserschmarrn an unserem Hochzeitstag Teil der Menüfolge ist? Die Bedienung grinste und sagte: Na, sie würde mal schauen, was sich machen lässt.

Und was soll ich sagen? Es schmeckte herrlich. Ich habe in den fünf Gängen Dinge gegessen, die ich niemals freiwillig bestellt hätte. Ich wäre wohl beim Wiener Schnitzel stecken geblieben. Dass aber Ochsenbacken, leicht flambiert mit einem Hauch von Zwetschgenkompott unter einem Cracker von Basilikum-Sorbet und in einem Bett von Kürbiscreme so auf der Zunge zergeht – das wäre mir entgangen. Und ja: wir hatten sogar Meeresfrüchte: zweierlei Fischrogen zu einem Saiblingstartar....ein Zungen-Gedicht!

Meine Frau war aus dem Häuschen. Ich auch. Und als der fünfte Gang schon vorbei war, mit einem süßen Datschi-Knödel, hatte ich allein ein bisschen Wehmut, dass der Kaiserschmarrn nicht dabei gewesen war. Dann aber fragte uns die Bedienung mit strahlenden Augen, ob wir nicht noch einen Dessertwein bestellen wollten, denn es käme noch etwas. Der Koch hatte nämlich einfach noch einen Gang drauf gesetzt und so kam als Nummer 6: der Kaiserschmarrn, leicht karamellisiert, fluffig, süß....himmlisch. Ja, das war himmlisch.

Ja so kann ich nach diesem Essen sagen: wenn ich einem Menschen mal erzählen soll, was für mich ein christliches Leben ausmacht, dann ist es das: Das Leben ist ein Überraschungsmenü – ich kann mich darauf einlassen, weil ich weiß, dass der Koch weiß, was er kann und dass er es gut mit mir meint. Und bei allem was da in der Menüfolge kommen mag – Süßes wie Bitteres - ich kann darauf hoffen, dass er am Ende noch eins drauf setzt. Und wenn der Himmel dann nur halbwegs so gut schmeckt wie Kaiserschmarrn, dann ist das für mich eine Perspektive, auf die ich mich ein Leben lang freue.

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