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Sonntagskirche | 23.12.2018 | 08:55 Uhr
Vom Heiligen am Abend und am Morgen
Guten Morgen.
Was ist für Dich ein heiliger Alltagsmoment?
frage ich.
Eine Mutter erzählt, wie sie in die Baumschmuck-Kiste guckt.
Sie sieht Nüsse, Eichhörnchen,
Feuerwehrautos, Roboter,
Engel und Strohsterne ... und sie sagt:
„Das erzählt so viel über die Menschen, die ich liebe.
Wie wunderbar unterschiedlich sie doch alle sind“.
Und sie denkt an ihren Sohn, dem die Autos gehören,
an ihre Mutter, die die Strohsterne gebastelt hat
und so weiter.
Heilige Alltagsmomente.
Eine andere Mutter freut sich
über „lange Spaziergänge mit ihrer besonderen Tochter“.
Und wie diese ihr die Welt erklärt.
Eine Enkelin berichtet von „Gesprächen mit Opa.
Über Superhelden und Superkräfte.“
Jemand anderes genießt es
„stundenlang den Vögeln im Vogelhaus
auf dem Balkon zuzuschauen“.
Und in der Fußgängerzone freut sich jemand
„zwischen Straßenmusik und ‚Weihnachtsmarkt-Gedudel’
über den reinen Klang einer Trompete,
die einen schlichten Choral spielt.“
Eine junge Frau erzählt,
wie sie mit Freunden kürzlich einen ganzen Abend lang diskutierte.
Über die Frage, was ein gut gelebtes Leben ist.
Und dass sie dabei festgestellt hat:
Einen großen Teil ihres guten Lebens
machen ihre Freunde aus.
Ein weiterer Moment,
der jemandem heilig geworden ist, geht so:
„Nach Hause kommen,
der gewohnte Geruch,
Lieblingsessen schmecken,
sich streiten und
versöhnen.“
Oder die Anekdote eines Mannes,
der von seinem alten Kinderzimmer berichtet,
„wo immer noch das Poster von Schwarzenegger hängt.
Und dann sein Papa, der sagt: `Junge,
wenn es in der Stadt mal nicht läuft, du weißt ja,
dein Zimmer ist immer für dich da.`“
Und dann ein nachbarschaftlicher Moment.
Von einer älteren Dame:
Die Garageneinfahrt ist zugeschneit.
Alleine macht sie sich an die Arbeit.
Da kommt der junge Mann aus dem Nachbarhaus
und schippt ihr entgegen.
Ich höre auch
von Begegnungen mit der Fremde.
Das klingt zum Beispiel so:
„Auf Reisen gehen,
andere Kulturen kennenlernen,
hilft mir dabei, meine Ängste abzubauen, und
hält mich neugierig.“
Oder naheliegender:
„Eine fremde Person anlächeln.
Und ein Lächeln zurückbekommen.“
Dann gibt’s auch ganz praktische Tipps:
„Die Dunkelheit mit Kerzenlicht vertreiben,
anstatt die Deckenbeleuchtung einzuschalten.“
Und schließlich
die Worte einer alten Dame:
„In traurigen Momenten singen:
Zum Beispiel ‚Die Nacht ist vorgedrungen’.“
Ich summe in Gedanken weiter:
„Der Tag ist nicht mehr fern.“
Halten wir miteinander Ausschau,
heute am vierten Advent.
Gott ist auf dem Weg,
immer noch und immer wieder.
Und sind die Zeichen noch so klein,
schauen wir nicht drüber hinweg.
Damals legte er sich als Kind in eine Krippe,
in einem Stall, in einem Dorf ...
... und der Abend wurde heilig.
Ich bin gespannt,
wie er sich Ihnen und mir
heute vorstellt,
und morgen.
Erwarten wir ruhig etwas,
so wie eine junge Frau,
die mir auf meine Frage nach dem Heiligen
folgendes erzählte:
„Wie auch immer
ich mich fühlen mag:
Gott will kommen.
Willkommen, lieber Gott!“