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Kirche in WDR 4 | 18.01.2019 | 08:55 Uhr

Kein Kinderkram

Guten Morgen.

Das ist doch Kinderkram, sagt mir ein Jugendlicher und schmeißt ein einfaches Geduldspiel in die Ecke. Das ist doch Kinderkram. Das sagen Erwachsene öfter, wenn sie sich nicht mit vermeintlich einfachen Dingen beschäftigen wollen.

Das ist doch nur was für Kinder. Die so genannte Urgeschichte der Bibel zum Beispiel. Mit ihren Erzählungen der Schöpfung und der ersten Menschen: Da kann ich lesen wie die ersten Menschen aus dem Paradies vertrieben werden, wie die Brüder Kain und Abel zu Feinden werden oder wie die Menschen einen Turm bauen, der bis an Gott heranragen soll. Für Viele sind das interessante Geschichten, keine Frage, aber eher nur für Kinder. Doch die Urgeschichte der Bibel ist kein Kinderkram, auch wenn sie in einem schlichten Gewand daherkommt. Für mich zählt sie zu den wichtigsten Texten der Bibel überhaupt. Es geht um die elementaren Grundfragen der Menschheit.

Warum bin ich und warum bin ich so, wie ich bin? Warum ist diese Welt so, wie sie ist? Und warum verstehen wir einander nicht?

Und so spannend die Fragen sind, so aktuell sind die Antworten, die man in der Urgeschichte finden kann.

In einer Zeit, in der viele sich gerne wieder abgrenzen und sich der Blick vielerorts auf das eigene Land verengt, da schreibt die Urgeschichte eine Universalgeschichte der Menschheit. Die Aussage ist: Wir sind und bleiben Abbild Gottes. Jede Frau und jeder Mann aus jedem Volk und Land, Gottes Kinder und Menschenkinder alle miteinander.

Und jeder Mensch den ich verletze, und sei er mir noch so fremd und fern, ist mein Bruder, meine Schwester. Jeder Mord ein Brudermord. Gott selbst wird uns nach unserm Nächsten fragen.

Nein, das ist kein Kinderkram. Das schreibt Gott uns Menschen ins Stammbuch hinein, gewürzt mit einer guten Prise Humor. Da bauen Menschen einen Turm, der bis zum Himmel ragen soll. Aber Gott muss erst mal von dort herabkommen, um das Türmchen überhaupt zu erkennen, das den Menschen so groß vorkam. Ein Großprojekt, bei dem am Ende einer den anderen nicht versteht, und das für immer eine Großbaustelle bleibt. Das klingt doch irgendwie vertraut.

In den Urgeschichten geht es viel um Scheitern und um Schuld. Und dabei schwingt immer eine Frage, eine Sorge mit. Ist Gott es nicht irgendwann leid mit den Menschen, mit uns?

Doch es geht nicht zuerst um unser Scheitern und Versagen. Auch jenseits von Eden, jenseits des Paradieses sind wir nicht gottverloren und -verlassen. Gott lässt uns nicht.

„Unser Ausgangspunkt“, so sagt es der amerikanische Pater Richard Rohr, „ist immer die `Urgüte´, nicht die `Ursünde´.“ (1)

Es geht gar nicht zuerst um das verlorene Paradies, sondern um Gottes Treue, über die ich beim Lesen der Geschichten immer wieder auf´s Neue staune.

Gott geht seinen Menschenkindern nach. Bis in den Abgrund aller Schuld hinein. Darum steht am Ende der Urgeschichte der Bund Gottes mit seiner ganzen Schöpfung. Das Zeichen dafür ist der Regenbogen.

Alles nachzulesen in den ersten elf Kapiteln der Bibel. Geschichten für Erwachsene und Kinder – in aller Welt.

Es grüßt Sie, Ihr Pastor Heinz-Bernd Meurer aus Bottrop.

*Richard Rohr, Der göttliche Tanz, Asslar 2017

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