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Kirche in WDR 4 | 28.03.2019 | 08:55 Uhr
Kreuz
Guten Morgen!
Das Kreuz ist das
Symbol der Christenheit schlechthin.
Manche Menschen
ertragen den Anblick von Kreuzen kaum. Andere tragen es sogar an der Halskette
und fühlen sich dadurch beschützt.
Schließen Sie doch
einmal die Augen. Überlegen Sie: Welches Kreuz kommt Ihnen spontan in den Sinn.
Ist es ein Kreuz, das Sie im Urlaub in einer schönen Kirche gesehen
haben, oder eins, das auf einer Bergwanderung an der Wegmarke stand? Oder sehen
Sie die goldenen und silbernen Kreuze in der Schmuckauslage des Juweliers in
der Stadt vor sich?
Wie sieht es genau
aus, das Kreuz an das Sie gerade denken? Welche Farbe hat das Kreuz, aus
welchem Material ist es gemacht?
Was verbinden Sie
mit diesem Kreuz? Fasziniert es Sie oder stößt es Sie ab?
Ich denke an ein Holzkreuz, das ich mal in einem Tagungshaus gesehen habe. Rot und grün ist es bemalt.
Der Querbalken ist
grün. Grün wie die Hoffnung. Grün wie alles was lebt. Dieser Balken steht für
die Welt, für mich und mein Leben. Auch für alles, was vergänglich ist, was
verwelken kann, was Fehler macht, was zu Ende geht.
Dieser Balken steht
für das Leben, so wie es in all seiner Schönheit und aber auch
Unvollkommenheit ist.
Schaue ich von links
nach rechts, so wird mir klar, dass es ein Anfang und ein Ende gibt. Ich frage
mich, wo mein Platz auf dieser Linie ist. Ich kann zurück schauen. Aber der
Blick nach vorn fällt mir schwer. Ich fühle mich einsam auf diesem Weg. Wie der
Balken da so in der Luft schwebt fühle ich mich haltlos. Gott sei Dank gibt den
anderen Balken. Von oben durchkreuzt er den grünen Querbalken und hält ihn
fest.
Der senkrechte
Balken ist rot. Rot wie die Liebe. Wie Gottes Liebe, die mein Leben durchquert.
Die mein Leben in meiner Mitte, in meinem Kern trifft, aber es dabei ganz
lässt. Dieses rot ist warm. Es erinnert aber auch an Blut. Wieviel Blut klebt
an meinen Händen? Was ist mit Jesu Blut, von dem es heißt: Es sei für mich
gegeben?
Irgendwo überfordert
mich dieser Balken, er kommt so schnurstracks auf mich zu, er durchkreuzt mein
Leben. Er kommt geradewegs von oben hinunter. Hinunter auf die Erde und reicht
sogar noch tiefer. Oder ist es umgekehrt und er kommt aus den tiefsten Tiefen
und schießt hinaus in den Himmel.
So oder so. Der
senkrechte Balken gibt dem grünen Querbalken Halt.
Im Zeichen des
Kreuzes sehe ich mein Leben
getragen, geborgen,
von Gottes Liebe getroffen,
und von ihm
durchkreuzt.
Als Christin bin ich
Teil einer Gemeinschaft, die erst durch das Kreuz möglich
wurde.
Ich brauche diese
Menschen für mein Leben, für meinen Glauben. Wir tragen einander und teilen
unsere Geschichten mit dem Kreuz. Die traurigen und die freudigen. Das tut gut.
Denn allein würde mir das Kreuz zu schwer.
Es grüßt Sie, Pfarrerin Anne Wellmann aus Duisburg.