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Sonntagskirche | 05.05.2019 | 08:55 Uhr
Mairegen
Reinhard Mey hat es mir angetan. Die, die mich kennen, wissen um diese Leidenschaft. Die einen freuen sich mit, die anderen sind genervt, wenn ich mal wieder Reinhard Mey auf meinen Lippen trage. In diesen Wochen sicherlich:
Einspielen:
(aus dem gleichnamigen Album)
„Mairegen laß mich wachsen,
Mairegen mach mir Mut
Mairegen laß mich glauben,
Alles wird gut.“
Sind sie dieses Jahr schon in den Mairegen gekommen? Ich mag diesen Frühjahrsregen im Wonnemonat. Ich mag den Geruch von nasser und sonnenwarmer Erde und, obwohl ich sonst wasserschau bin, hält mich der Frühjahrsregen, anders als im Herbst, zum Beispiel nicht von der Gartenarbeit ab. Denn Mairegen, so sagt es zumindest der Kinderreim, trägt zum Wachstum bei. Und ich glaube, das gilt auch im übertragenen Sinne.
Dann, wenn alles in der Natur in voller Pracht erblüht und voll von Leben ist, tut mir selber auch ein wenig Entwicklung gut. Ich ertappe mich dabei, wie ich längst vergessen geglaubte Pläne und Aktionen anpacke. Wenn die Frühjahrsmüdigkeit des Aprils verflogen ist, entsteht bei mir im Mai ein neuer Raum, den ich gerne mit „Pack-an“ fülle. Das mag sicher an der guten Allgemeinstimmung liegen, die mich alljährlich im sogenannten Wonnemonat heimsucht.
Unzählige Lieder beschreiben den Mai als den Monat des Lebens, der Liebe, des Aufbruchs und der neuen Pläne. Das lässt mich nicht zuletzt ab und an auf die Dinge schauen, die in meinem Leben mal wieder ein wenig Zuwendung und Energie nötig hätten. Ich merke dann: Ich bin eben mit vielen Dingen noch nicht fertig. Ich möchte mich entwickeln und verändern. Ich möchte mutig sein und Dinge anpacken. Ich möchte die Hoffnung nicht aufgeben, das am Ende eben doch alles gut wird.
Im Mai denkt meine Kirche
besonders an Maria. Diese einfache Frau hat durch ihren Mut und ihr Ja die
größte Geschichte der Menschheit ermöglicht. So glauben es zumindest die
Christen. Denn:
Jesus, Gottes Sohn,
wurde von ihr geboren.
Maria hätte auch abwinken können – zumal die Umstände der Zeugung ihres Sohnes ja, sagen wir mal, übernatürlich waren. Das wäre bestimmt bequemer gewesen und hätte ihr manchen Kummer erspart. Aber, frei nach Reinhard Mey galt für Maria: (noch mal das Lied einspielen)
„Mairegen laß mich wachsen,
Mairegen mach mir Mut
Mairegen laß mich glauben,
Alles wird gut.“
Klar – Maria kannte weder Reinhard Mey noch wird sie in Israel damals allzu oft Mairegen erfahren haben. Aber sie hat mutig geglaubt.
Und noch länger als Reinhard Mey tragen Katholiken im Mai ein altes Marienlied auf den Lippen, in dem sie als Frau mit dem grünen Daumen gerühmt wird. Da heißt es:
„Maria dir empfehlen wir, was grünt und blüht auf Erden!“.
Im übertragenen Sinne möchte ich heute sagen: Meine kleinen Aufbrüche, meine Neuanfänge und Vorhaben, meine Projekte, mein Wunsch nach Entwicklung und Wachstum sollen unter einem guten Segen stehen. Und das: nicht nur im Mai und schon gar nicht nur im Mairegen!