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Kirche in WDR 4 | 27.09.2019 | 08:55 Uhr

Von Bäumen: Van Goghs Obstbäume

Guten Morgen!

Im Van Gogh Museum in Amsterdam hängen drei Bilder von blühenden Obstbäumen an einer petrolfarbenen Wand nebeneinander, genauso, wie es sich Vincent van Gogh selbst vorgestellt hatte. (1) Ich stehe lange davor, fühle mich hineinversetzt in die Gärten.
Ich denke: So leuchtet der Neuanfang. Die Bibel nennt das Auferstehung. Jesus wird aus dem Tod auferweckt. Das Leben siegt am Ende gegen den Tod. Darauf vertraute auch Vincent van Gogh. Und davon schreibt er seiner jüngeren Schwester Willemien im Winter 1887 aus Paris:

Sprecher: „…die Krankheiten, an denen wir zivilisierten Menschen am meisten laborieren, sind Melancholie und Pessimismus. (…) Heute, glaube ich, würde sogar Jesus wieder zu denen sagen, die melancholisch herumsitzen: Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? (…) Ich selbst bin immer froh, die Bibel besser gelesen zu haben als viele meiner Zeitgenossen, gerade weil es mir eine gewisse Ruhe bringt, (…). Meine eigenen Erlebnisse beschränken sich dabei vor allem darauf, dass ich schnelle Fortschritte darin mache, ein alter Mann zu werden, Du weißt, mit Falten, einem kratzigen Bart, mit ein paar falschen Zähnen (…). Aber was macht das schon aus? (...) Wie dem auch sei, um (…) ein Bild zu malen, in dem Leben ist, muss man selbst ein lebendiger Mensch sein. (…) Ich will nicht zu den Melancholikern gehören oder zu denen, die sauertöpfisch, bitter und schwarzseherisch werden.“ (2)

Van Gogh hat kein Geld, keinen durchschlagenden Erfolg und spürt das Älterwerden – doch davon will er sich nicht niederdrücken lassen.
Die Obstbäume, die er malt, sind sein Ausdruck für den Neuanfang, den er erlebt.

Wie die Freundinnen Jesu. Sie trauern. Gehen zu seinem Grab. Doch das ist leer. Zwei Männer sagen: „Ihr sucht Jesus. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden. Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten.“ Wundersam gestärkt gehen die Frauen ihren Lebensweg weiter. Durch die Trauer hindurch – neues Leben. Etwas Ähnliches scheint van Gogh gespürt zu haben.

In Südfrankreich, in Arles, malt er im Frühling fünfzehn Ölbilder mit Obstbaumplantagen, einzelnen Bäumen oder Zweigen. (3) Sie werden für van Gogh zu einem Zeichen der Auferstehung gegen die Melancholie, die ihn selbst auch oft niederdrückt.
1888 schreibt er an seinen Bruder:

Sprecher: „Mein lieber Theo, (…)“– „Heute Morgen habe ich an einem Obstgarten mit blühenden Pflaumenbäumen gearbeitet – plötzlich ist ein enormer Wind aufgekommen, (…) Dazwischen Sonne, die all die kleinen weißen Blüten glitzern ließ. Das war so schön! (…) auf die Gefahr hin, jeden Moment das ganze Schwanken am Boden zu sehen, habe ich weitergemalt – in diesem weißen Phänomen gibt es viel Gelb mit Blaus & Lilas, der Himmel ist weiß und blau.“ (4)

Drei Postkarten von den Obstbäumen aus dem van Gogh Museum habe ich mitgenommen und auf einen petrolfarbenen Keilrahmen geklebt. Van Goghs Bilder an meiner Wand – sie sind so auch im Herbst und Winter ein Zeichen für mich. Damit ich nicht vergesse: Jesus ist auferstanden, damit du dich nicht niederdrücken lässt und dem Leben mehr zutraust als dem Tod. Ein Obstbaum kann ein Zeichen sein, dass Gott dich nicht loslässt, sondern bewahrt und dich immer wieder erneuert. -


Quellenangaben:
(1) Brief vom 13.4.1888 Seite 675.: „Manch einer hat ein großes Feuer in seiner Seele“ VAN GOGH Die Briefe. Mit 110 Originalzeichnungen, Verlag C.H.Beck, München 2017.
(2) Paris, Ende Oktober 1887 Seite 675ff. aus: „Manch einer hat ein großes Feuer in seiner Seele“ VAN GOGH Die Briefe. Mit 110 Originalzeichnungen, Verlag C.H.Beck, München 2017.
(3) Jakob Stubenrauch: Auf den Spuren von van Gogh mit Beiträgen von Ines Dickmann, Michael Imhof Verlag 2004.
(4) Brief vom 3.4.1888 Seite 670, „Manch einer hat ein großes Feuer in seiner Seele“ VAN GOGH Die Briefe. Mit 110 Originalzeichnungen, Verlag C.H.Beck, München 2017.
Und Brief vom 11.4.1888, Seite 673 „Manch einer hat ein großes Feuer in seiner Seele“ VAN GOGH Die Briefe. Mit 110 Originalzeichnungen, Verlag C.H.Beck, München 2017.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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