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Kirche in WDR 4 | 19.12.2019 | 08:55 Uhr
Heiligabend im Heim
Autorin: Guten
Morgen! Wie Eva-Maria kennen und schätzen bestimmt viele Heiligabend als
Familienfest. Doch nicht alle Menschen können an diesem Abend so zusammen sein.
Auch davon kann Eva-Maria erzählen. Die 54-jährige Sozialpädagogin pflegt und
betreut acht Männer und Frauen. Sie sind zwischen 21 und 58 Jahren alt. Sie
leben in einer Wohngruppe im Josefsheim in Bigge. Hier wohnen und arbeiten
Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen und psychischen
Erkrankungen. Eva-Maria arbeitet
gerne
am Heiligabend in ihrer Gruppe,…
O-Ton 2: …weil Weihnachten wirklich nur wenige Menschen im Haus sind und man für die eigentlich mehr Zeit hat… Es ist nicht so hektisch und ich denke immer, ich hab ganz viel mitbekommen in meinem Leben. Ich habe ganz viele schöne Weihnachtsfeste gefeiert in meiner Herkunftsfamilie und ich bin ganz reich beschenkt worden und ich möchte davon gerne was weitergeben. Ich möchte es den Menschen, die dann im Josefsheim bleiben, schön machen.
Autorin:
Vier Personen aus der Gruppe bleiben
Weihnachten im Heim.
O-Ton 3:
Für
einige ist es sehr, sehr schwer, weil sie dann merken, dass sie keine Familie
haben,… die kennen ihre Eltern nicht und die sind dann sehr, sehr traurig. Dann
haben wir Menschen, die können nicht mehr nach Hause fahren, weil die Eltern
das nicht mehr können, weil sie zu alt sind. Die sind auch traurig. Und
manchmal ist es dann ja auch ein gemeinsames Weinen, ein Merken: Da fehlt
einfach was.
Autorin: Heiligabend
fehlt etwas.Trotzdem wird Heiligabend gefeiert. Wer möchte, nimmt am
Gottesdienst teil. Danach kommen alle zusammen. Das Team bereitet alles so vor,
wie die Bewohner es sich wünschen:
O-Ton 4: Wir versuchen dann auch wirklich, wenn
Bescherung ist, dass wir dann gemeinsam da sitzen, dass jeder sein Geschenk
auspackt und die andern zuschauen,… dass wir ganz viel Zeit uns nehmen für
jeden einzelnen ….und dass wir uns mit den Leuten zusammen über die Geschenke
freuen… Wenn es dann traurig wird, dann ist es zwischendurch auch mal traurig.
Dann muss man sich mal in den Arm nehmen und dann muss man vielleicht ein
bisschen zusammen weinen und dann geht’s auch wieder weiter.
O-Ton 5: Ich wäre ganz, ganz froh, ich könnte mal nach
Hause fahr’n; ich könnte meine Eltern kennen lernen. …Und natürlich versuchen
wir, ihn dann zu trösten und er sagt dann auch: „Mein Zuhause ist jetzt hier
das Josefsheim… und ich bin auch gerne hier. Und ich sage dann schon mal: Deine
Eltern wissen nicht, was sie verpasst haben, weil du so ein toller Mensch bist.
Autorin:
Wie gut, dass Eva-Maria das sagen kann. Die Kraft dazu
gibt ihr…
O-Ton 6: …auch oft mein Glauben. Das muss ich wirklich
sagen.... Ja, ich denke dann immer das eine Ding ist der Herr ist mein Hirte
und dass man eigentlich nicht alleine ist, sondern dass Gott immer bei einem
ist.
Autorin: Mein Wunsch für Sie zu Hause: Wenn Sie traurig sind, weil niemand von Ihrer Familie Weihnachten da sein wird oder weil mit der Familie nicht alles so läuft, wie Sie es gerne hätten, dann wünsche ich Ihnen dieses Vertrauen.
Ich bin Kathrin Koppe-Bäumer aus Meschede.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze