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Sonntagskirche | 26.01.2020 | 08:55 Uhr

Offene Türen

Ja, wir hatten eine eigene Haustür, als ich Kind war. Aber Nachbarn, Freunde und Verwandte kamen immer hinten rum ins Haus, durch die Gartentür. Und die stand offen. An der Haustür klingelte nur, wer sich bei uns nicht auskannte. Offene Türen haben nichts zu verbergen. Sie sind wie offene Arme, wie aufgeschlossene Gesichter und aufgeschlossene Herzen.

Heute stellt sich bei offenen Türen ein mulmiges Gefühl ein. Tür zu und Kette einhängen ist geboten. Besser noch Sicherheitselektronik. Sagt die Kriminalpolizei, wohl zu Recht angesichts organisierter Kriminalität.

Und dann gibt es hierzulande auch Streifenwagen zuhauf und Polizei vor Gotteshäusern. Zugänglich für alle Menschen sollten Gotteshäuser sein. Doch brauchen Synagogen unbedingten Schutz, weil viel zu viele Zeitgenossen wieder Hass befeuern. Weil sie mit verschlossenen Herzen und verkniffenen Mündern Angst schüren vor Juden, auch vor Muslimen, vor Fremden.

Erst vor wenigen Monaten gingen die Bilder der Tür von der Synagoge in Halle um die Welt. Da sah man erst, wie massiv diese Tür war, ja sein musste. Mindestens elf Projektile sind in ihr steckengeblieben. Obwohl der 27jährige Neonazi und Antisemit Stephan B. immer wieder auf dieselbe Stelle feuerte, konnten die Kugeln nur die halbe Tür durchbohren.

51 Menschen rettete diese Tür das Leben –
Frauen, Männern, Kindern jüdischen Glaubens.

Wir Deutsche wissen längst, wohin solcher Hass führen kann. 2800 Synagogen gab in diesem Land vor 1933, 130 sind es heute vielleicht. Allein in der Stadt London gibt es mehr.

Die Hintergründe kennen wir. Morgen, am 27. Januar, jährt sich der Tag der Befreiung von Auschwitz wieder: Auschwitz, das steht für millionenfachen deutschen Mord, für Gaskammern, Folter und Menschenversuche – vor allem an jüdischen Männern, Frauen und Kindern.

Ausgerechnet in Deutschland schmieren Neonazis jetzt wieder Hassparolen und setzen sie in Taten um. Mit Bedacht schänden sie dabei jüdische oder christliche Feiertage. So wie Stephan B. in Halle versuchte, Juden in ihrem Gotteshaus zu ermorden - ausgerechnet am jüdischen Versöhnungsfest Jom Kippur.

Das Versöhnungsfest ist der höchste Feiertag im Judentum –
das öffentliche Leben steht still, verschlossen bleiben die Türen von Geschäften und Dienstgebäuden. Auch die übliche Geschäftigkeit daheim - für Essen Trinken, Körperpflege u.v.m. – ist ausgesetzt. Damit die Menschen offen sind füreinander und für Gott. Um die Muße zu haben, mit aufgeschlossenen Herzen und beredten Mündern um Verzeihung zu bitten für Übergriffiges wie Unterlassenes im vergangenen Jahr - sich gegenseitig auszusöhnen, und dann Gott um Vergebung zu bitten. Das ist eine beeindruckende jüdische Tradition.

Ob das nicht auch die richtige Haltung wäre für alle Deutschen gegenüber unseren Mitbürgern jüdischen Glaubens? Nach allem, was geschehen ist und geschieht: Mit offenen Türen, offenen Herzen und beredten Mündern die Bitte auszusprechen: Vergib uns unsere Schuld.

Einen gesegneten Sonntag wünsche ich Ihnen.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze


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