Gottes Garten

Mich hat’s mal wieder erwischt ...

Ich bin wieder süchtig, und ich gestehe es auch.

Kann ich auch, weil meine Sucht ist gar nicht so verwerflich, nur manchmal ganz schön rücken- und knieschädigend.

Ich grabe, wühle, schneide und pflanze schon wieder seit Wochen. Ich habe, wie viele andere auch, im Homeoffice gearbeitet und nach dem vielen Sitzen am Schreibtisch zog es mich unweigerlich in den Garten – auch um Schönes aufzutanken. Ist das Wetter trocken und schön, kann ich einfach nicht ruhig rumsitzen, sondern muss ins Beet und auf die Knie.

Dieses Knien hat schon manchmal echt etwas Andächtiges, und obwohl ich nicht still dasitze, sondern zupfe und umgrabe, führt all das bei mir irgendwie zu so einer Art Dialog, ganz ähnlich wie beim Beten. Es ist fast so, als ob ich mit jemandem spreche. Also, nicht mit Gott, aber eben mit dem Garten. Oder ist das am Ende sogar das Gleiche?

Mir scheint dann, als ob mich aus allen Ecken Pflanzen anstarren und Triebe leise rufen: „Schneid den alten Kram runter, damit wir kräftig nachwachsen können.“ oder „Nimm bloß die blöde Schlingpflanze hier weg, die klaut mir Licht.“

Rotkelchen hüpfen manchmal hinter meiner Hacke her, gucken mich mit kugelrunden Augen an, und ich bilde mir ein: Sie haben mir etwas zu sagen.

Ich gehöre sogar zu denen, die Regenwürmer umbetten, und dann auch noch sagen: Hier im Kompost, mein Freund, lebst du viel besser.

In der letzten Zeit war alles Drumherum auch noch extrem leise. Wenig Autos, kaum Flugzeuge. Da konnte ich den Garten auch noch viel deutlicher hören!

Leises Geraschel in der Hecke oder Summ-Konzert im Blumenbeet, in solchen Momenten komme ich mir in dem kleinen Garten immer ein bisschen vor wie mitten im Paradies!