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Kirche in WDR 4 | 29.06.2020 | 08:55 Uhr

Tierwohl ist Menschenwohl

Guten Morgen.

Immer mehr und mehr sind infiziert. Das Virus hat leichtes Spiel: Seite an Seite stehen die Arbeiter bei Tönnies, leisten Schwerstarbeit, sehr viele wohnen beengt und die niedrige Temperatur im Raum fördert zudem noch die Verbreitung des Corona-Virus.

Ich habe das Gefühl, mir wird der Spiegel vorgehalten. Schau jetzt endlich genau hin.

Diese Bedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter, dieses Tierleid, all das ist Teil einer Struktur, von der du profitierst. Willst du das?

Nein habe ich vor vielen Jahrzehnten gesagt.

Als ich studierte und wir uns auflehnten gegen den Konsumwahn. Langsam schleichend, wanderte ich dann doch in die Konsumwelt ab. Halbherzig bin ich geworden. Selbst wenn ich das Billig-Fleisch nicht esse: Wie es produziert wird, ist meine Verantwortung mit.

„Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig“. Haben wir als Jugendliche auf Kirchentagen gesungen. Und als Kind war ich nah dran an dem, was ich mir im Studium erst als Erkenntnis wieder neu erarbeiten musste: Ich habe gespürt, dass ich Teil der Natur bin. Dass alles mit allem zusammenhängt. In der Theologie hat man das zeitweise vergessen. Bis heute. „Natur, Mensch und Technik“ lese ich in einer Überschrift. Als seien Natur und Mensch zwei getrennte Welten. Nein. Es ist die eine Welt. Die eine Luft, die wir atmen. Das eine Wasser, das uns am Leben erhält – Menschen, Pflanzen und Tiere.

Kurzum: Am Tierwohl entscheidet sich das Menschenwohl. Daran wie wir mit Tieren umgehen, zeigt sich unsere Menschlichkeit. „Die Tiere sind unsere Brüder, die großen wie die kleinen. Erst in dieser Erkenntnis gelangen wir zum wahren Menschentum“, hat der Arzt und evangelische Theologe Albert Schweitzer einmal gesagt.

In der Bibel findet man Spuren davon, dass unsere jüdischen Vorfahren dieses tiefe Empfinden hatten.

Bis sich der Mensch zum Herrscher aller Dinge aufgeschwungen hat.

Und sich am Ende zudem anmaßt, seine menschlichen Geschwister schlecht zu behandeln. Nach christlichen Grundsätzen zu leben aber heißt: Sich ständig neu und immer weiter für eine gerechtere Welt einzusetzen. So gibt es in den Evangelischen Kirchen zum Beispiel Institute mit Fachleuten, die auf all das ein wachsames Auge haben und sich politisch einmischen. Kirsten Potz, Regionalpfarrerin des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung im Kirchenkreis Gütersloh meint: „Wer die Augen vor diesen menschenunwürdigen Arbeits- und Wohnbedingungen nicht verschlossen hat, für den ist es ein Wunder, dass es erst jetzt zu einer Katastrophe gekommen ist.“ (1)

Und Katja Breyer, Beauftragte für den kirchlichen Entwicklungsdienst der Evangelischen Kirche von Westfalen fordert, dass die Politik handeln muss. Der öffentliche und politische Druck biete eine große Chance, aus dem „System Billigfleisch“ auszusteigen und zu einer nachhaltigen Landwirtschaft zu kommen. Sie sagt: „Dafür sind Gesetze notwendig, die der Ausbeutung der Arbeiter und Arbeiterinnen in Schlachthöfen endlich einen Riegel vorschieben. Es braucht eine Agrarpolitik in der EU und Deutschland, die es Landwirten ermöglicht, nachhaltig Landwirtschaft zu betreiben und eine Handelspolitik, die Bauern in Entwicklungsländern nicht in den Ruin treibt. Ein entsprechendes Gesetz muss deutsche Unternehmen verpflichten, Menschenrechte und Umweltstandards auch entlang ihrer weltweiten Lieferketten zu achten.“ (2)

Alles hängt mit allem zusammen.

Präses Annette Kurschus, die leitende Geistliche der westfälischen Kirche ist überzeugt: Es braucht „eine neue gesellschaftliche Debatte über unser Konsumverhalten sowie Dumpingpreise und Dumpinglöhne in der Fleischindustrie. (3)
Und nicht nur hier. Ein kleines Virus öffnet uns an vielen Stellen noch einmal neu die Augen. Packen wir es an.


Es grüßt Sie, Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.




( 1 ) und ( 2 ) https://www.evangelisch-in-westfalen.de/aktuelles/detailansicht/news/das-system-billigfleisch-muss-ueberwunden-werden/?fbclid=IwAR0wiXohEaeRyAoJWIcoXZn--xupy04g1l84YyGGZ5MM_J9Sx8dwuUSulUE (letzter Abruf am 23.06.2020)

( 3 ) https://www.evangelisch-in-westfalen.de/aktuelles/detailansicht/news/einseitige-und-voreilige-schuldzuweisungen/ (letzter Abruf am 23.06.2020)


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