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Kirche in WDR 4 | 18.07.2020 | 08:55 Uhr
Black lives matter
Heute
ist der Internationale Nelson Mandela Tag. 67 Jahre seines Lebens hat
er in Südafrika gegen die Unterdrückung Schwarzer und für die
Gleichberechtigung aller Menschen gekämpft. Doch bis heute werden
Menschen, deren Haut nicht weiß aussieht, ungerecht behandelt. Auch
bei uns in Europa.
Davon erzählt Alice Hasters: Mit
13 ist sie mit ihrer Schulfreundin in den Ferien auf Mallorca. Die
Tochter einer schwarzen Amerikanerin aus Philadelphia und eines
weißen Deutschen aus Düsseldorf guckt sich auf einem Markt Schmuck
an. Der deutsche Händler, dem der Stand gehört, schreit sie auf
Englisch an: Verschwinde! Er hält sie wohl für eine Diebin. Alice
Hasters bleiben die Worte im Hals stecken. Ihre Freundin erklärt dem
Händler, dass sie zu zweit unterwegs sind. Daraufhin sagt Alice auf
Deutsch: „Ich habe mich nur umgeschaut.“ Der Händler beruhigt
sich.
Die schwarze Hautfarbe von Alice hatte ihm signalisiert: Vorsicht, das Mädchen könnte dich bestehlen wollen. Er brüllt sie an, ohne auch nur daran zu denken, dass sie genauso gut eine deutsche Urlauberin sein könnte, die wie ihre Freundin mit weißer Haut einfach nur gucken und am Ende vielleicht etwas einkaufen möchte.
Ausgehend von seinen Vorurteilen hat der Händler rassistisch gehandelt. Ob er es wahrgenommen und kritisch überdacht hast, ist zumindest fraglich. Denn entschuldigt hat er sich nicht.
Was Alice Hasters als Jugendliche erlebt hat, ist eine von unzähligen rassistischen Verletzungen, denen Menschen schwarzer Hautfarbe in Deutschland bis heute täglich ausgesetzt sind. Obwohl in unseren Grundrechten verankert ist, dass niemand aufgrund seiner Abstammung benachteiligt werden darf.
Im
Juni demonstrierten 10-Tausende in Deutschland, weil „Black lives
matter“, weil schwarze Leben zählen. Darunter viele Deutsche mit
schwarzer Hautfarbe. Ihre Kinder werden in Kindergärten und Schulen
wegen ihrer Hautfarbe beleidigt. Schwarze Männer sehen die Angst in
den Augen von Menschen, neben die sie sich im Bus setzen wollen.
Mütter schwarzer Söhne werden unruhig, wenn ihre Kinder nachts
nicht rechtzeitig nach Hause kommen.
Wenn ich das höre, frage
ich mich: Wie rassistisch bin ich
selbst
eigentlich? Als Kind habe ich „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“
gespielt. Ich bin sicher, das hat mich geprägt und ist Grund für
meinen unbewussten Rassismus. Ich bereue ihn und möchte ihn
überwinden. Zum Beispiel, indem ich Menschen mit schwarzer Hautfarbe
bitte: „Sagen Sie mir, womit ich Sie verletze. Das hilft mir, mich
zu ändern.“
Die Kinder, die Frank Moormann trifft,
brauchen sich nicht mehr zu verändern. Frank Moormann ist 54 und
Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen. Er versucht, Kinder für
den Handballsport zu gewinnen
und erzählt:
„Die Kids
stellen Fragen über Fragen. Wie groß bist du? Warum hast du so
große Füße? Aber kein Kind fragt, warum ist deine Haut so dunkel?“
Ich möchte sein wie diese Kinder und ganz tief fühlen: Gottes Geschöpfe sind vielfarbig. Nur gemeinsam spiegeln wir Gottes Wirklichkeit in der Welt.
Einen
gesegneten Tag wünscht Ihnen Kathrin Koppe-Bäumer aus Meschede.
Literatur: Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten. München: Hanser 2019, ISBN: 978-3446264250, ISBN: 978- 3446264250.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze