Atelier Kirche

Weißes Leinenhemd, schwarze Baskenmütze, Nickelbrille. Sympathisches Lächeln und ein offener Blick – klare Sache, denke ich, das ist ein Künstler. In der Nähe unserer Unterkunft im Urlaub hat er sein kleines Atelier. Große Fenster laden jeden ein, der vorbeigeht. Oft sitzen da Leute und quatschen mit ihm, so als wären es alte Bekannte, quasi.

Und ich denke mir: Morgen gehst du da auch hin, guckst mal über seine Bilder und quatschst auch ein bisschen mit ihm.

Und dann? Am nächsten Tag, als ob nie etwas Anderes dort ausgestellt war, hat eine Glaskünstlerin das Atelier bezogen.

Erst da habe ich das Konzept kapiert... wechselnde Künstler mieten sich für ein paar Wochen dort ein.

Witziges Konzept, finde ich.

Alle wollen Kunst vermitteln, mit Menschen ins Gespräch kommen, Inspirationen neu beleben aber wollen natürlich auch Kunst zu Geld machen, also irgendwie davon leben, dass sie kreativ sind. Und: alle teilen dafür ein Dach – ein offenes Atelier, also.

Seit meinem Urlaub frag ich mich hin und wieder: Ob das auch mit Kirche funktionieren würde?

Der Kirchenraum als eine Art offenes Atelier mit Gott? Wo unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Begabungen etwas feiern, singen und predigen könnten.

So schön ich Kirchen finde: so sehr bedaure ich es oft, dass da oft nur ein, ja sagen wir mal, Nutzungskonzept nach altem Stil passiert. Am Altar steht immer nur ein Geschlecht, meistens höre ich nur eine Musikfarbe und insgesamt ist mir das oft viel zu farblos.

Abwechslung und Vielfalt würde ich mir für die Kirchen wünschen. Denn: Gott ist vielfältig, davon bin ich überzeugt. Und ich denke, es gibt so viele Menschen da draußen, die davon erzählen könnten – alles Künstler Gottes auf ihre Art.

Ach, war aber nur so ein Gedanke...