Socken sammeln

Wissen Sie, ich lese wahnsinnig gern Bücher über die Liebe: Ob aus der Philosophie und Psychologie oder aus der Kulturgeschichte. Und dabei lerne ich total viel - nicht nur über meine Ehe und partnerschaftliche Verschiedenheit, sondern vor allem auch über Kommunikation. In einem Interviewbuch mit einem Psychologen sagt der über die Zeit mit sehr kleinen Kindern: „stillen, kochen, putzen, waschen, aufräumen, Geld verdienen, vorlesen, Lieder singen, rechtzeitig zu Hause usw. Dabei kann der liebevolle Blick auf den Partner so schnell verloren gehen wie die zweite Socke in der Waschmaschine.“

Ein super Vergleich. Versteht jeder. Es geht um das Schleichende in der Liebe, das, was Paaren entgleitet, wenn etwas anderes in den Fokus rückt. Kenne ich natürlich von uns. Und viele von Ihnen sicher auch. Es ist nun mal ganz schön anspruchsvoll, sich im Blick zu behalten. Im Anderen dieses unglaublich schöne Geschöpf Gottes zu erkennen, der er oder sie ist, auch jetzt mit Babyspucke auf dem T-shirt.

Der Vergleich mit der Socke gefällt mir aber aus einem anderen Grund sehr gut. Ich verliere nämlich nie Socken. Ich benutze Sockensammler, das sind so kleine Plastikhalterungen, in denen man das Strumpfpaar aneinander steckt. So verliert sich das Paar nie. Auf den ersten Blick und gerade abends beim Ausziehen sicher etwas nervig: Wo sind die Dinger? Macht das wirklich Sinn? Bin ich nicht doch ein schlimmer spießiger Nerd?

Egal.

Ich mache das halt. Und wie gesagt: meine Socke verliert ihren Partner nie.

Und ich würde sagen: miteinander übereinander reden, über das, was mich wirklich bewegt, das ist das Gleiche für Beziehungen: Oft ist das nervig, wieder das gemeinsame Problem zu wälzen. Schweigen wäre bequemer. Genau wie Socken einfach so in die Wäsche schmeißen schneller geht.

Aber ich stelle fest: Ich entdecke in meinem Mann immer wieder dieses wunderschöne Geschöpf, in das ich mich vor 13 Jahren verliebt hab. Und wie die Socken hält uns das zusammen.