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Kirche in WDR 4 | 30.11.2020 | 08:55 Uhr

Warten

Guten Morgen,

ich sitze mit meiner Tochter im Auto und es geht mal wieder nicht weiter. Anscheinend kennen die Ampeln nur eine Farbe: Rot. Ich bin in Gedanken längst woanders. Da tönt es hinten aus dem Wagen: Worauf wartest du noch? Stimmt, es ist ja längst grün und der Fahrer im Auto hinter mir hupt auch schon. Worauf wartest du?

Irgendwie muss man doch ständig warten, nicht nur im Verkehr, an roten Ampeln.

Immer wieder warten: auf den Paketboten, den Handwerker, den Lieferservice.

Warten: im Supermarkt mit vollem Wagen in der Schlange. Auf die neuesten Zahlen vom „Robert Koch-Institut“.

Beim Arzt, beim Amt und in einer dieser endlosen Telefonschleifen: „Bitte legen sie nicht auf, sie werden gleich mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden.“ Doch der ist anscheinend gerade nicht am Platz, krank oder im Urlaub- und das Warten geht weiter.

Warum fällt Warten oft so schwer?

Im letzten Urlaub in Frankreich hatte ich eine Autopanne. Auf einer kaum befahrenen Straße in einer abgelegenen Gegend musste ich stundenlang auf einen Abschleppwagen warten. Grund genug, mich richtig zu ärgern. Oder auch nicht. Warum sollte ich mir selber den Tag mies machen? Das Wetter und die Gegend waren schön, die Luft gut, - ganz nah am Meer und die Ruhe war beinahe himmlisch. Grund genug all das zu genießen, trotz alledem.

Warten ist nicht nur verlorene Zeit.

Gut, was mir in Frankreich gelungen ist, kriege ich auch nicht immer so hin und ärgere mich dann über mich selbst: Warum richtet sich der Blick oft nur auf das, was gerade fehlt, anstatt auf das, was da ist?

Im Kirchenjahreskalender wird das Warten regelrecht gefeiert. Mit der Adventszeit, die mit dieser Woche beginnt. Noch 24 Tage bis Heiligabend, bis wir mit der Geburt Jesu die Ankunft Gottes feiern. 24 Tage des Wartens oder 24 Tage der Vorfreude, je nachdem.

Dabei war Gott eigentlich nie aus der Welt. Anders als die Krippe, die wir in dieser ersten Adventswoche aufstellen und die Mitte Januar immer irgendwo wieder verschwindet. Gott verschwindet ja nicht.

Und wenn ich in diesen Wochen auf Weihnachten warte, tue ich es in seiner Gegenwart. Er hat mich begleitet, auch an den trüben Novembertagen. Gott ist da. Er kommt nicht erst zu Heiligabend an. Er ist mir schon im Warten nah. Ich kann mich schon jetzt auf Weihnachten freuen.

Gott ist nicht aus der Welt. Für mich wäre eine Welt ohne ihn eine andere Welt. Eine Welt ohne die Menschenfreundlichkeit Gottes, die in der Geburt Jesu ein Gesicht bekommen hat und mit der er mich immer wieder überrascht.

Gott ist in dieser Welt längst angekommen und wartet darauf, dass ich seiner Liebe Raum gebe und andere Menschen damit überrasche.

Wie zum Beispiel den Mann in der Telefonhotline. Nach Minuten in der Warteschleife hatte ich das Handy zur Seite gelegt und mein Anliegen gerade per Email weitergeleitet, als er sich doch noch meldete. Statt mich aufzuregen hatte ich einfach Lust, ihm eine Freude zu machen: „Schön, dass ich Sie am Telefon habe. Danke dass Sie da sind. Mein Anliegen hat sich gerade erledigt, aber ich wünsche Ihnen einfach einen schönen Tag!“ Ich hätte gerne sein Gesicht gesehen. Aber in seiner Stimme war ein Lächeln.


Ihr Heinz-Bernd Meurer aus Velbert.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze




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