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Sonntagskirche | 16.05.2021 | 08:55 Uhr
Welttag der sozialen Kommunikationsmittel
Sind soziale Netzwerke eigentlich sozial? Es
kommt darauf an, würde ich sagen. Wenn ich auf diesem Weg z. B. einem Bekannten
zum Geburtstag gratuliere – dann ja. Oder wenn ich einer Freundin mit einem
„Daumen hoch“ Zustimmung signalisiere
oder ihre Aussage wohlwollend kommentiere. Aber Worte können auch sehr verletzten. In
Onlinemedien äußern sich Menschen oft viel krasser als sie es im echten Leben
tun würden. Sie sehen ja nicht, wie ihr Gegenüber darauf reagiert. Heute ist der „Welttag der sozialen
Kommunikationsmittel“ und der wurde vor 55 Jahren tatsächlich von einem Papst
ins Leben gerufen: von Papst Paul VI. Seitdem hat jeder Papst einmal im Jahr zu
diesem „Welttag der Massenmedien“ eine sozialkritische Botschaft veröffentlicht.
1967 ist natürlich noch nicht von sozialen Netzwerken die Rede. Vielmehr geht
es um echten Journalismus. Der Papst setzt sich für echte Begegnungen ein, für
die Suche nach der Wahrheit und weltweite Pressefreiheit. Papst Franziskus widmet seine diesjährige
Botschaft dem biblischen Aufruf „Komm und sieh“. Gerade in Zeiten der Pandemie
sei es wichtig, zu kommen und zu sehen. Papst Franziskus mahnt – so in diesem
langen Zitat: „Es besteht die Gefahr, die Pandemie und somit jede Krise nur
unter dem Blickwinkel der reicheren Welt zu erzählen ... Denken wir nur an die
Frage der Impfstoffe wie auch an die medizinische Versorgung im Allgemeinen, an
die Gefahr der Ausgrenzung der ärmsten Bevölkerungsteile. Wer wird uns über die
Menschen berichten, die in den ärmsten Dörfern Asiens, Lateinamerikas und
Afrikas auf Heilung warten? Es besteht also die Gefahr, dass die sozialen und
wirtschaftlichen Ungleichheiten auf weltweiter Ebene über die Reihenfolge bei
der Verteilung von Anti-Covid-Impfstoffen entscheiden.“ – Zitat Ende. Ich finde: Die Sorge von Papst Franziskus ist
berechtigt. Mein Eindruck ist, dass in der Pandemie viele Länder im Alleingang
versuchen, für ihre Bevölkerung das Beste zu erreichen. Natürlich ist das
verständlich – in Demokratien werden Politiker dafür gewählt. Aber ich würde mir
trotzdem eine gerechtere Verteilung wünschen. Erst waren es die Masken, dann
die Schnelltests und jetzt die Impfstoffe. Die Botschaft „Komm und sieh“ fordert uns
auf, die Menschen in den armen Ländern der Erde nicht zu vergessen, sondern
hinzuschauen und zu helfen. Gerade in Pandemiezeiten können wir z. B. mit
sozialen Netzwerken Hilfe organisieren, Geld spenden und Mut machen. Dann nutzen
wir sie als soziale Kommunikationsmittel, die ihren Namen wirklich verdienen.