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Sonntagskirche | 18.07.2021 | 08:55 Uhr

Das Zeitliche segnen

So lange ich denken kann, begleitet er mich, der Segen. In meinem Elternhaus war der allgegenwärtig. Bereits an der Wohnungstür hat eine kunstvoll geschriebene Tafel alle Eintretenden begrüßt mit dem Wunsch: Gott segne dieses Haus und alle, die da gehen ein und aus!

Über meinem Bett hing ein kleines Schälchen mit Weihwasser. Und jedes Gebet auf der Bettkante schloss mit Mutters Segen: Maria mit dem Kinde lieb, uns allen Deinen Segen gib! Zwar hatte ich keine Ahnung, was ein Kindelieb ist und warum selbst im Winter dieses eiskalte Wasser unverzichtbar schien. Doch so gesegnet muckelte mich die Mama rundum ein und ich fühlte wohl und behütet und bereit für die Nacht. Und wenn sie
mich am Morgen dann auf den langen Schulweg schickte, zeichnete mir sie mir ein Kreuz auf die Stirn: Gottes schütze Dich!

Bei meinen Großeltern war es ganz genauso. Kein Brot, das Oma anschnitt, blieb ohne ein kleines Segenskreuz. Niemals sollte das Lebensnotwendige für uns selbstverständlich sein. Und so beteten wir an ihrem Tisch: Alles, was wir sind und haben, kommt, o Gott von Dir. Dank sei Dir dafür. Amen.

An Gottes Segen ist alles gelegen! Wie oft habe ich dieses Wort bei Familienzusammenkünften gehört. Bis ich es irgendwann nicht mehr hören konnte und wollte. Viele Jahre blieb ich sozusagen segensfrei. Außer ab und zu im Gottesdienst eben.

In meinem Zuhause zog der Segen erst wieder ein mit meinen eigenen Kindern, wenn auch ohne Segenstafel und Weihwasser. Es tat so gut die neue große Verantwortung für diese kleinen Menschen teilen zu können. Die Liebe zu weiten, ihr eine göttliche Dimension zu schenken. Einen Segen, der weiß: Wir sind nicht allein auf uns selbst angewiesen. Wir dürfen auf jemanden vertrauen, der es gut mit uns meint. Immer! Und so wurde der Segen wie
selbstverständlich zu einem wichtigen Teil im Lebens unserer Familie. Als die Mädchen größer wurden wandelte sich der ausdrückliche Segenszuspruch in einen intensiven, liebevollen Blick. Eine stumme Zusage, die keiner Worte bedarf. Und wenn ich dann doch mal, vor einem besonders wichtigen Ereignis die Hand heben wollte, um meinen inzwischen erwachsenen Töchtern ein Segenskreuz auf die Stirn zu zeichnen, wichen sie meist lächelnd zurück und antworteten augenzwinkernd: Mama, ich weiß schon!

Und dennoch, es verabschiedet sich anders in einem solch hoffenden Vertrauen. Es schläft sich anders. Es lebt sich anders. Und was ich ganz neu erfahren durfte, es stirbt sich anders.

Ich durfte dabei sein, als meine Mutter am letzten Tag des vergangenen Jahres starb.

Und ich durfte dabei erleben, was die Menschen früherer Generationen meinten, wenn sie davon sprachen, dass jemand das Zeitliche gesegnet habe. Dem Sterben meiner Mutter gingen intensive Tage der Begleitung voraus. Jede und jeder, der in dieser Pandemie einen geliebten Menschen verabschieden musste, weiß, wie schwierig eine solche Sterbebegleitung in dieser Zeit war. Dennoch schaue ich dankbar und erfüllt auf diese letzten zehn Tage im Leben meiner Mutter zurück. Mit einer Sondergenehmigung durfte ich jeden Tag für ein paar Stunden bei ihr sein.
So viel haben wir miteinander geredet, gelacht, geweint und geschwiegen
Es war so, als schaue sie ihr Leben noch einmal freundlich und dankbar an,
um es schließlich gut sein zu lassen. Um das Zeitliche zu segnen!

Und als sie dann die Augen schloss, nicht mehr sprechen wollte, sie sich mehr und mehr der anderen Seite des Lebens zuwandte, blieb mir nur noch eins zu tun: Segnen!

Meine Mutter zu segnen! Ihr verschwebendes Leben zu segnen! Ihr Sterben zu segnen!

Und ihr zugleich zu danken, dass sie mich das Segnen gelehrt hat.

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