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Kirche in WDR 4 | 29.06.2021 | 08:55 Uhr

Dicke Luft

Guten Morgen! Wenn meine Eltern sich richtig in die Haare gekriegt hatten, dann hatte mein Vater folgende Strategie: Er ging aus der Wohnung hinunter in den Keller. Dort gab es immer irgendwas zu tun. Der Keller, das war eine Art Asyl für ihn. Es tat ihm gut, erst mal auf Abstand zu gehen und aus dem Konfliktherd unserer kleinen Dreizimmerwohnung raus zu sein. Als erstes steckte er sich dann eine Zigarre an und blies den Raum genüsslich zur Kellerdecke. Und wenn ich ihn dort unten antraf, dann fragte ich: Was machst Du hier, Papa? Dann antwortete er meist mit einem leicht resignierten Unterton: Ach, da oben ist wieder dicke Luft. Da wusste ich dann Bescheid.


Mein Vater, das war kein Mann, der sehr schnell aufbrausend war. Also kein Choleriker. Er war vielmehr ein sehr geduldiger Mann und hatte sehr viel Verständnis für meine Mutter. Aber das wusste meine Mutter gar nicht so recht zu schätzen – würde ich aus heutiger Sicht sagen. Sie schien offenbar davon auszugehen, dass die Geduld meines Vaters unendlich ist. Aber da hatte sie sich getäuscht.


Eine Zeit vergehen lassen. Erst mal das Mütchen kühlen. Und dann einen neuen Anfang machen. In vielen Fällen war das bei meinen Eltern wirklich ein Beitrag zur Entschärfung der Situation. Wenn mein Vater dann wieder nach oben ging, dann sagte er zu meiner Mutter, die mit Vornamen Gisela hieß: „Hömma, Gilla, ich wollte nicht so laut werden. Aber du kannst einen ja auch wirklich manchmal auf 180 bringen.“ Das sollte dann heißen: Tut mir leid.


Eine Bekannte von mir, die hat für sich eine andere Strategie gefunden. Wenn sie sich mit ihrem Mann gestritten hat und es ihr zu viel wird, dann verlässt sie wutschnaubend das Haus. Sie holt sich ihr Fahrrad aus der Garage und fährt in einem Affenzahn ein paarmal um die Siedlung herum. Das tut ihr gut. Also: sich mit ihrer Wut körperlich auszuagieren. Danach kann sie ihrem Mann wieder anders begegnen.


Zorn und Wut – das sind mächtige Gefühle. Mag sein, dass Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, ihre ganz eigene Strategie gefunden haben, damit fertig zu werden. Irgendwie muss es uns ja gelingen. Denn jede und jeder von uns hat die Erfahrung machen müssen: Im Zorn sagt man selten etwas Gutes oder Richtiges. Da kann – bildlich gesprochen - eine ganze Menge Porzellan zu Bruch gehen. Dann kann man zusehen, wie man das wieder in Ordnung gebracht kriegt. Und schon so manche Porzellantasse ist nicht nur sprichwörtlich zu Bruch gegangen.


Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich klar, dass Gott - so kann ich es in der Bibel nachlesen - auch schon mal zornig wird. Erstaunlich menschlich ist Gott darin. Und: Erstaunlich ähnlich ist er uns. Ja, auch ihm reißt mal der Geduldsfaden. Und dann ist dicke Luft! Aber genauso wie bei uns Menschen glücklicher Weise nicht für immer. So heißt es in einem alten Gebet in der Bibel. „Lobsinget dem Herrn, ihr seine Heiligen, und preiset seinen heiligen Namen. Denn sein Zorn währet einen Augenblick, aber lebenslang seine Gnade.“ (Psalm 31,5f) Dieser kurze Vers kann uns heute Morgen daran erinnern, dass wir alle durch die Bank von der Gnade Gottes und von der Gnade unserer Mitmenschen leben. Auch heute, an diesem Tag.


Gott mit ihnen an diesem Tag, das wünscht Ihnen Pfarrer Frank Küchler aus Overath.




Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze



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