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Kirche in WDR 4 | 09.12.2021 | 08:55 Uhr

Wunsch an den Kanzler

„Schenke mir ein hörendes Herz“. Das ist der entscheidende Satz. Zu finden in der wohl besten „Du-hast-einen-Wunsch-frei“ Geschichte der Bibel. Dem jungen König Salomo erscheint Gott persönlich im Traum.

Sicher waren die Regierungsgeschäfte vor 3.000 Jahren etwas unterkomplexer als heutzutage. Heuschrecken waren damals Heuschrecken und keine Private-Equity-Finanzinvestoren. Viren waren gar nicht bekannt, China war weit weg und Amerika noch nicht entdeckt. Aber: Auch Salomo wird geahnt haben, dass das, was auf ihn als König zukommt, vielleicht eine Nummer zu groß ist. Und als Gott ihm im Traum erscheint und sagt: „Bitte von mir, was ich dir geben soll“ – da wünscht sich Salomo nicht den schönsten Palast, nicht ewiges Leben, nicht immer Platz Eins in den Umfragen, noch nicht mal „Frieden auf Erden“, wünscht er sich. Er sagt: „Schenke mir ein hörendes Herz.“

Jetzt müssen Sie wissen, dass in der Bibel das Herz keineswegs der Ort ist für Gefühlsduseligkeit, für Herz-Schmerz oder so. Im biblischen Judentum galt das Herz als der Sitz von Verstand und Wille. Und so bittet Salomo also um die Kraft, seinen ganzen Willen und Verstand einzusetzen, ein guter König zu sein. „So wahr mir Gott helfe.“

Wie Olaf Scholz in seiner ersten Nacht als Kanzler geschlafen hat, das weiß ich nicht. Auf den Satz „So wahr mir Gott helfe“ hat er bei seiner Vereidigung verzichtet. Da unterscheidet er sich von Angela Merkel. Die hat zwar ihren Glauben nicht wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Aber beim großen Zapfenstreich, vor einer Woche, da war der Schlussakkord klar gesetzt. Als letztes Lied hatte sie sich „Großer Gott, wir loben Dich“ gewünscht. Klar: „Der Farbfilm“ von Nina Hagen sorgte sicher für die meiste Heiterkeit, Hildegard Knefs „rote Rosen“ waren für’s Gefühl. „Großer Gott“ war ein Bekenntnis.

Und für mich lag das Bekenntnis genau in dem, was ich in der Geschichte mit dem Wunsch von König Salomo auch finde: Dass jemand an der Spitze weiß, dass er oder sie selbst nicht die Spitze ist. Dass es nicht allein auf eine einzige Person ankommt. Dass sich jede und jeder verantworten muss in seinem Handeln.

Und ich denke deshalb: Der einstige Wunsch des jungen Königs Salomo ist bis heute genial gut für Menschen, die Verantwortung tragen: „Schenke mir ein hörendes Herz“. Und so wünsche ich das unserem neuen Bundeskanzler – ob er an Gott glaubt oder nicht: Ein hörendes Herz. Dass er niemals in die Versuchung gerät, sich als endgültigen Maßstab zu setzen oder alles mit sich selbst auszumachen. Dass er sein Ohr offen und sein Herz weit hält und weiß, auf wen er wann und wie hören muss … das ist doch mal ein guter Wunsch, aus dem Radio gesprochen … so von Ohr zu Ohr und von Herz zu Herz.

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