Schlendermodus

Verrückt, dass mir das auffällt. Dass mir auffällt, das da ein erwachsener Mann scheinbar ohne festes Ziel unterwegs ist. Mitten in der Woche. Mitten am Tag. Aber es ist mir aufgefallen.

Weil um diese Zeit die Allermeisten sehr beschäftigt sind. Mit Einkaufen. Oder Arbeiten. Damit, die Kinder zum Training zu fahren. Vielleicht noch damit, zu joggen, um sich fit zu halten. Sowas halt. Jedenfalls ist so ein Mittwoch, 15:00 Uhr, bei den wenigsten Menschen eine zweckfreie Zeit.

Und deshalb fiel mir dieser Mann so auf. Er war nämlich im Schlendermodus unterwegs. Nahezu verdächtig. Und so stellte ich direkt Überlegungen an: Vermutlich hat er einen freien Tag. Oder er erholt sich gerade von einer Krankheit. Ja, es hat mich richtig beschäftigt, dass da einer nicht geschäftig unterwegs ist!

Und dann kam er, der Gedanke: Verrückt, dass mir das auffällt. Und traurig eigentlich. Sollte es nicht komplett normal sein, mitten am Tag mal zu schlendern?

Ich glaube, wir leben da ja echt unter unseren Möglichkeiten als Mensch. Wann fing das eigentlich an, dass wir unseren Tagesablauf so auf Effizienz ausgerichtet haben? Zweckfreie Zeit, das ist echt was Seltenes.

Ob er sich wundert, woran wir so vorbeilaufen oder noch besser -fahren?

Ob er sich wundert, dass wir Stund um Stund arbeiten, um zu leben. Oder sogar andersrum: leben um zu arbeiten?

Ob Gott sich wohl wundert, welche Prioritäten wir setzen? Oder ob es ihn womöglich sogar traurig macht?

Heute hat gerade erst angefangen. Wie wär’s, heute mal nen Stündchen im Schlendermodus unterwegs zu sein? Oder nen halbes, das muss drin sein. Zweckfrei schlendern. Weil es verrückt ist, das nicht zu tun.