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Sonntagskirche | 30.01.2022 | 08:55 Uhr

Die Mönchsrobbe

Guten Morgen!

Ein Freund von mir, Luigi, ist Meeresbiologe. Sein Spezialgebiet sind Mönchsrobben. Es gab sie früher im gesamten Mittelmeerraum. Mittlerweile sind sie vom Aussterben bedroht und gehören zu den seltensten Tieren Europas. Luigi und sein Team von Wissenschaftlern kümmern sich um den Schutz der Art. Sie sind oft wochenlang rund um die griechischen Inseln unterwegs. Sie beobachten die Tiere und kennzeichnen sie – seit vielen Jahren schon.

Eines Tages taucht Luigi in einer tiefen Höhle, um dort eine Kamera zu befestigen. Und in dem Moment geschieht etwas Einzigartiges: Er schaut nach links und blickt einem stattlichen Weibchen direkt in die Augen. Die Robbendame ist direkt neben ihm. Im Bruchteil einer Sekunde erkennt Luigi sie, auf vielen Bildern hat er sie schon gesehen, viele Jahre beobachtet er sie schon, im Wasser hat er sie noch nie selbst gesehen. Sie ist groß und schon sehr alt. Eine einzigartige Begegnung.

Ganz behutsam und langsam, ohne das Tier aus dem Blick zu verlieren, greift Luigi nach seiner Kamera. Und was geschieht? Sie rutscht ihm aus der Hand. In diesem magischen Moment ist keine hektische Aktion angebracht, und so lässt er die Kamera auf den Meeresboden sinken.

Am Ende gibt es keine Bilder. Gar keine. Alle mit der untergegangenen Kamera verloren. Eigentlich ein Grund, sich zu ärgern. Aber Luigi ärgert sich nicht. Wenn er von der Begegnung erzählt, ist er ergriffen, und seine Augen leuchten, und er beschreibt diese Szene mit tiefer Dankbarkeit als eine der emotionalsten in seinem Forscherleben.

Ja. Manches muss ich erleben. Einfach nur mit meinem Dasein, meinem Fühlen in dem Augenblick erleben. Da geht es nicht darum, etwas zu tun. Sondern nur ums Staunen. Jeder Versuch, diesen Moment festzuhalten, ihn zu bannen, in Bild oder Ton oder irgendeine Form, ist da fehl am Platz.

In der Bibel gibt es eine Geschichte, die für mich genau das ausdrückt. Da ist Jesus mit dreien seiner Freunde auf einem Berg, und dort erleben die drei einen einzigartigen Moment der Klarheit. Jesus wird quasi durchscheinend für Gottes Gegenwart. Die drei Freunde sind völlig ergriffen und ihre erste Reaktion ist: Sie wollen da oben auf dem Berg Hütten bauen. Drei Hütten, um den Moment festzuhalten. Aber das ist nicht dran. Die Geschichte geht anders weiter. Sie bauen keine Hütten, und der Moment vergeht. Sie gehen wieder runter vom Berg in ihren Alltag. Das war’s dann?

Manches kann ich nicht festhalten. Nicht bannen oder einsperren. Ich kann es aber in mir tragen, und es kann mich in meinem Herzen verändern. Das, was ich erlebt habe, wird Teil von mir – auf einer anderen Ebene. So ging es den Freunden von Jesus und so ging es auch Luigi bei der Begegnung mit der Mönchsrobbe.

In diesen Momenten haben sie alle etwas von dem geahnt, was weiter und höher ist als sie selbst. Weiter als wir alle, mit unserem Denken und Begreifen. Da hat sie ein Stückchen Unendlichkeit gestreift, ein Gottesmoment. Nicht festzuhalten, aber zu erleben. In Tiefe und Demut zu empfangen.

Ich glaube, dass es solche Momente gar nicht so selten gibt. Ich muss nur lernen, diese Momente zu empfangen und nicht direkt handeln zu wollen, oder festzuhalten. Gott schiebt sich oft genug dazwischen – im Wunder der Natur, in einer Robbe, in einem Moment der Klarheit, in einem guten Gespräch. Wo etwas Neues geschieht, etwas Überraschendes. Augen auf, und das Herz auch!



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze


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