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Kirche in WDR 4 | 31.03.2022 | 08:55 Uhr
Hals und Beinbruch
Bestimmt hat Ihnen schonmal jemand „Hals- und Beinbruch“ gewünscht, z.B. vor einer längeren Reise, einer Schlittenfahrt oder einer Radtour? Und? Fanden Sie das nett oder eher irritierend? Einen Halsbruch kann ja keiner gebrauchen….
Traditionell gesehen besteht erstmal kein Grund zur Sorge, dass Ihnen da irgendjemand etwas Böses will. Das Ganze ist ein alter Aberglaube, der ziemlich kompliziert um die Ecke denkt. Mit dem Spruch „Hals- und Beinbruch“ will man das Schicksal reinlegen. Weil es ja immer anders kommt, als man es sich wünscht, wünsche ich das Gegenteil von dem was ich mir wünsche, damit das passiert was ich mir wünsche.
Diese Art von Aberglauben gibt es relativ häufig. Beim Theater ist es zum Beispiel vor Premieren verpönt sich „Viel Glück“ zu wünschen und noch viel schlimmer ist es sich dafür zu bedanken, damit das Schicksal nicht aufmerksam wird.
Das Schicksal reinzulegen ist sicher ein Grund, warum der Ausspruch „Hals- und Beinbruch“ populär wurde und geblieben ist. ABER: Der Ursprung des Spruchs hat ganz andere, nämlich jüdische Wurzeln. Und natürlich haben auch die jüdischen Brüder und Schwestern kein Interesse an gebrochenen Knochen. Im jiddischen sagt man viel mehr:
„hatslokhe un brokhe“
Das ist ein gebräuchlicher Glückswunsch. Und die Deutschen, die das früher aufgeschnappt haben, dachten wohl:
„Hals… Was Bruch? Hm. Verstehe ich nicht. Ich sach einfach „Hals und Beinbruch“ Das passt schon!“
In Wirklichkeit bedeutet „hatslokhe un brokhe“ aber „Erfolg und Segen!“, also Gottes Segen. Jede und jeder der jemandem „Hals- und Beinbruch“ wünscht, der oder die segnet daher die Person in Wirklichkeit – na und das kann ja nicht schaden!
In diesem Sinne: von ganzem Herzen Hals- und Beinbruch für den Rest der Woche. Mögen sie gesegnet sein und möge alles wirklich Wichtige gelingen, was sie anpacken werden, damit sie selbst ein Segen sind.