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Kirche in WDR 4 | 03.01.2023 | 08:55 Uhr
Beerdigen
In hab ein neues Ehrenamt. Ich bin in den Beerdigungsdienst meiner Kirchengemeinde mit eingestiegen. Die Ausbildung dafür hatte ich schon etwas länger, aber ich habe mich lange vor dieser Aufgabe gedrückt und habe bei anderen hospitiert, da dieser Dienst so viel Verantwortung mit sich bringt und ich deswegen eine tierische Angst hatte etwas falsch zu machen.
Die Leute, die zu einer Beerdigung kommen haben eben nur diese eine Chance einen geliebten Menschen bei seinem letzten Weg zum Grab zu bereiten. Da muss dann alles stimmen, hab ich gedacht, da gibt es keinen Raum für Fehler.
Wie kann ich in einem Vorgespräch von einer Stunde oder ein wenig mehr genug über einen Menschen erfahren, so dass ich verantwortbar etwas über ihn oder sie in einer Trauerfeier oder am Grab erzählen kann? Ist es nicht völlig durchgedreht überhaupt etwas über jemandem zu erzählen, den man noch nie gesehen, gesprochen oder erlebt hat? Das ist es irgendwie schon, aber ich habe mir dann gesagt, dass die Beerdigung ja nicht nur eine Feier für den oder die Verstorbenen, sondern vor allem für die hinterbliebenen Mitmenschen ist.
Ich erzähle davon, was ich in den Gesprächen über den oder die Verstorbene bei meinem Gegenüber gespürt zu haben meine. Wieviel Liebe war da? Wieviel Zweifel? Wieviel Trauer? Was muss noch gesagt werden? Was sollte besser unausgesprochen bleiben?
Einen Menschen zu verabschieden ist eine intensive Zeit im Leben eines Angehörigen und ich bin dankbar für alles was mir anvertraut wird. Ich bin dankbar für alle die Liebe von der ich höre. Ich bin dankbar für jeden Frieden der geschlossen wurde bevor das Leben zu ende ging und ich bin dankbar für so viel Hoffnung, dass es im Himmel ein Wiedersehen geben könnte.
Und ich denke darüber nach, welche Geschichten wohl meine Kinder über mich dem Menschen erzählen werden, der mich dereinst beerdigen wird.
Ich will immer neu versuchen, dass es Geschichten von Liebe und Hoffnung sein werden.
