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Kirche in WDR 4 | 04.04.2023 | 08:55 Uhr

Maria und Pilatus

Guten Morgen!

Es war im Dezember, an einem nasskalten, ungemütlichen Tag. Mit hochgeklapptem Mantelkragen und schnellen Schrittes bin ich unterwegs. Und plötzlich steht da dieser Baum. Ein Karfreitagsweihnachtsbaum, so habe ich die Tanne im Nachhinein für mich genannt.

Er ist über und über behängt mit laminierten Fotos von lachenden jungen Frauen und Männern. Unter jedem Foto steht in persischer Schrift ein Name. Junge Iranerinnen und Iraner. Getötet, weil sie auf die Straße gegangen sind, um frei zu leben. Da, an diesem Baum, bekommen sie für mich lebendige Gesichter und blicken mich an. Ein Karfreitagsweihnachtsbaum.


Das ist mir in die Glieder gefahren. Seitdem kommen mir diese Gesichter in den Sinn, wenn es im Glaubensbekenntnis heißt:

„Geboren von der Jungfrau Maria.

Gelitten unter Pontius Pilatus.“

Die iranischen Landsleute, die den Baum aufgestellt hatten und Tag und Nacht zur Mahnwache in einem alten Bus in der Nähe ausgeharrt haben, sind überwiegend keine Christen. Trotzdem verkörpert ihr außergewöhnlicher Baum für mich wie kein anderer, was wir zu Weihnachten feiern und worum es an Karfreitag geht - und dass beides untrennbar zusammengehört. Jesus wird geboren, ein Mensch, der das Leben liebt und in die Hände von Gewalttätern fallen wird, die ihn zu Tode bringen. Jesus, der Hingerichtete, wird immer wieder neu geboren. Er stirbt und lebt dennoch und ist nicht totzukriegen.


Maria und Pilatus: Die beiden Namen stehen wie eine Klammer um das Leben Jesu. Der eine am Anfang, der andere am Ende. Maria, das Mädchen aus Nazareth, mit großer Hoffnung im Herzen. Sie singt davon, wie Gott die Mächtigen vom Thron stürzen wird, und schenkt Jesus das Leben. Pontius Pilatus, der schwache Handlanger einer kalten Macht, die über Leichen geht. Dieser Pilatus nimmt Jesus das Leben.


Jede Zeit hat ihre Pilatusse: Mächtige, die ihr Gewissen an die Macht verkauft haben, die ihre Hände in Unschuld waschen. Weil die Gewalt angeblich nicht in ihrem Namen geschieht, sondern im Namen Gottes oder des Volkes oder der Nation.


Jede Zeit hat ihre Marias: Mütter im Iran, in der Ukraine, in Russland und anderswo. Mütter, die um ihre getöteten Kinder weinen. Viele zerbrechen daran. Manche melden sich in ihrem Schmerz zu Wort und protestieren, klagen an und lehren die Machthaber das Fürchten.


Einige der Fotos an jenem ungewöhnlichen Tannenbaum im Dezember wurden von Wind und Regen auf das nasse Pflaster geweht. Ich sehe sie im Schmutz liegen und kann nicht anders als sie aufzusammeln, sie behutsam zu reinigen und sie wieder an die Tanne zu hängen, an den Karfreitagsweihnachtsbaum.


Das Geschick derer, die mich auf den Fotos anschauen, endet nicht im „gekreuzigt, gestorben, begraben“. Das glaube ich fest. Es ist geborgen im „am dritten Tage auferstanden von den Toten“. Doch ich weiß: Drei Tage können sehr lange dauern …


Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen Annette Kurschus aus Bielefeld.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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