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Demonstration der Freiheit

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katholisch

Kirche in WDR 4 | 08.06.2023 | 08:55 Uhr

Demonstration der Freiheit

Heute ist Fronleichnam. Komisches Wort. Komischer Feiertag. Komische Bräuche. In meiner Heimat, im Wendschen, im Sauerland, heißt das: Prozessionen mit Musikvereinen, Chöre, die an Altären unter freiem Himmel singen, jede Menge Blumenteppiche mit christlichen Symbolen – und vor allem eben ein kleines Stückchen Brot, das durch die Straßen getragen wird. Von dem glauben Katholiken wie ich, dass Gott darin gegenwärtig ist.

Ich könnte jetzt weit ausholen und erzählen, was es auf sich hat mit diesem Tag, diesen Bräuchen und diesem Glauben an die Gegenwart Gottes im Brot . Will ich aber nicht. Weil das alles Infos sind, die im Internet nur zwei Klicks entfernt liegen.

Viel lieber möchte ich darüber reden, dass der Tag heute für mich so etwas wie der Freiheitsgedenktag im Kirchenjahr ist. Die Prozessionen heute sind für mich Demonstrationen der Freiheit. Und wissen Sie warum? Weil ich das Knie beuge. Öffentlich. Vor aller Welt.

Mag widersprüchlich klingen: Aber: Ich würde das an keiner anderen Stelle machen. Klar: Ich akzeptiere, wenn mein Vorgesetzter mir eine Weisung erteilt. Vielleicht erläutere ich noch kurz, wenn ich anderer Meinung bin. Aber am Ende sage ich mir dann: Ober sticht Unter.

Und auch in anderen Zusammenhängen ist das so: Ich akzeptiere, dass es immer jemanden gibt und geben muss, der letztlich eine Entscheidung zu treffen hat. Und mein Verständnis von Loyalität sagt mir dann, dass diese Entscheidung irgendwann auch getroffen und mitgetragen werden muss. Aber diese Form des Gehorsams und der Loyalität hat Grenzen. Weil es Dinge in dieser Welt gibt, die haben keinen Anspruch auf Gehorsam. Ein Bekannter erzählte mir einmal, dass er vor ein paar Jahren von seinem Vorgesetzten aufgefordert worden war, ein Gutachten zu schreiben. Mit diesem Gutachten sollte nachträglich die Enteignung jüdischer Geschäftsleute in den 30er Jahren als „rechtskonform“ bestätigt werden. Eine solche Aufforderung verdient keinen Gehorsam – sondern Widerstand.

Was das alles mit Fronleichnam zu tun hat? Für mich wird heute, bei unseren Prozessionen, wenn die gewandelte Hostie an mir vorbeigetragen wird und ich dann das Knie beuge – für mich wird damit deutlich, dass der Anspruch der Welt an mich und mein Verhalten Grenzen hat. Weil ich letztlich nur Einem verpflichtet bin. Und weil das so ist, weil ich im Letzten nur Einem diene, bin ich eben frei gegenüber allem anderen. Ich stehe in alltäglichen Zwängen – klar. Aber Fronleichnam erinnert mich daran, dass ich mich an die nicht verlieren darf – und nicht verlieren muss. Ich habe Aufgaben zu erledigen – klar. Aber Fronleichnam bestärkt mich, dass ich sie erledige … und nicht sie mich. Meine öffentliche Kniebeuge an Fronleichnam verstehe ich deshalb als Demonstration meiner Freiheit. Und zwar der Freiheit, zu der ich als Christ berufen bin.

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