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Sonntagskirche | 18.08.2024 | 08:55 Uhr
Warum taufen?
Mein Sohn wollte partout nicht „getaucht“ werden. Und dass er das noch nicht richtig ausspricht, zeigt, wie klein er noch ist. Jedenfalls hatte ich mir seine Taufe gewünscht. Und als ich ihn mit dem Gedanken anfreunden konnte, war seine einzige Frage, ob er seine Badehose tragen könne.
Wenn doch Fragen rund um die Taufe so einfach zu klären wären. Keine Frage ist: Seit 1990 hat sich die Zahl der katholischen Taufen beinahe halbiert. Viele Eltern möchten ihren Kindern selbst die Wahl lassen, ob sie einer Religion beitreten wollen. Aber haben Sie schon einmal eine Erwachsenentaufe miterlebt? Zumindest die Katholische Kirche schneidet hier nicht so gut ab: Gerade mal 1 Prozent aller Täuflinge pro Jahr sind älter als 18.
Und wenn wir schon bei den Erwachsenen sind: Nicht nur meinen Sohn musste ich wegen der Taufe überzeugen, sondern auch meine Familie. Das Image der katholischen Kirche ist nun mal eben so, dass auch da Fragen sind. Grundsätzlich kann ich nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten und möchte das, was andere erlebt haben, auf gar keinen Fall klein reden oder gar ignorieren. Jeder darf und soll hier so handeln, wie er oder sie es für richtig hält.
Mir jedenfalls hat mein Glaube und
die Gemeinschaft mit anderen in meiner Jugend einen wichtigen Halt gegeben.
Ich wurde klassischerweise mit 6 Monaten
getauft, hatte also kein wirkliches Mitspracherecht, kam dafür aber Stück für
Stück immer mehr und enger mit der Kirche in Kontakt. Sei es der Besuch eines
Katholischen Kindergartens oder der Grundschule, Kirchenfeste wie St. Martin
oder die gemeinsame Vorbereitung auf die 1. Heilige Kommunion. Und ja, ich war
auch einige Zeit Messdiener, gab es aber schnell wieder auf. Das frühe
Aufstehen am Sonntagmorgen deckte sich nur schwer mit meinen pubertären
Bedürfnissen.
So richtig intensiv wurde es aber erst nach meiner Firmung. Ich wurde Teil des sogenannten “Jugendmesskreises” meiner Pfarre - einer Gruppe von 16-18jährigen. Wir trafen uns regelmäßig. Neben Jugendgottesdiensten haben wir Andachten an ungewöhnlichen Orten vorbereitet, Jugend- und Pilgerfahrten sowie jede Menge Aktionen, mit denen wir immer wieder auch mal in der Presse gelandet sind. Ich weiß noch, wie verloren ich mich zu dieser Zeit in der Schule gefühlt habe. Die Gemeinschaft in der Kirche gab mir den notwendigen Halt, den Jugendliche in diesem Alter besonders gut gebrauchen können. Einige der Freundschaften halten bis heute.
Die vielen gemeinsamen Erlebnisse, das Gefühl von Verbundenheit und das tatsächliche Leben christlicher Werte im Alltag - all das wünsche ich mir auch für meinen Sohn. Und zwar von Anfang an. Mit der Taufe möchte ich ihm die Gelegenheit bieten, ähnliche positive Erfahrungen zu machen und das zu finden, was mir in meiner Jugend so geholfen hat.
Mit der Taufe soll sich für meinen Sohn eine Tür öffnen, die sich weiter öffnet durch all das, was ich ihm im christlichen Glauben vermittle. Und es liegt an ihm, ob er irgendwann durch sie hindurchgeht. Mit oder ohne Badehose.