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Kirche in WDR 4 | 25.07.2024 | 08:55 Uhr
Motz zum Himmel
Guten Morgen.
„Himmel, Gesäß und Bindfaden“ – Warum? Warum geht das denn jetzt nicht? Manchmal will es aber auch einfach nicht so laufen, wie ich mir das vorstelle. Dann gelingt aber auch gar nichts und der Tag scheint wie verhext. Das können kleine Dinge sein. Oder größere, vielleicht sogar dramatische, die mein Leben verändern. Manche lähmt das. Ich kann dann oft nicht mehr anders und muss motzen, meckern und meinem Ärger Luft machen.
Die Möglichkeiten und Worte, diesem Frust und Ärger Ausdruck zu verleihen sind himmelweit und mein Geduldsfaden ist in diesen Momenten scharlachrot und auch mehr als kurz. Die Situation einfach geduldig auszusitzen – unmöglich! Es ist mir in diesen Momenten auch völlig egal, dass es ein absolut unreflektiertes, womöglich auch kindisches Verhalten ist, was ich da an den Tag lege. Ich muss es rauslassen. Für einen kurzen Augenblick aus meinem Herzen keine Mördergrube machen! Und wenn dann eben mal ein Wort wie „Sch…“ oder so etwas wie: „Himmel, Gesäß und Bindfaden“ fällt, hat das schließlich auch etwas Befreiendes.
Klar, mein Motzen, Meckern und sich maßlos Ärgern sollte meistens besser ungehört bleiben. Es ist ja auch nicht unbedingt für die Ohren anderer gedacht. Ich will schließlich nur dem was mich quält lautstark Ausdruck verleihen: meiner eigenen Mutlosigkeit, der Verzweiflung, der Machtlosigkeit zum Beispiel. Und dennoch tut es mir gut, wenn ich es laut ausspreche. Es tut gut – wenn andere es hören oder ich es anderen erzähle. Geteiltes Leid ist halbes Leid. In der Bibel steht dafür Hiob.
Hiob gilt als ein „frommer und rechtschaffener, gottesfürchtiger“ Mann, „der das Böse meidet“. Plötzlich bricht für ihn die Hölle auf Erden an. Alles läuft anders als geplant. Nichts geht mehr. Er steht vor den Trümmern seines Lebens. Er motzt, meckert und weint über das, was ihm Furchtbares widerfährt. Er zweifelt und verzweifelt fast und fragt: „Warum, Gott?“ Dabei bleibt er aber nicht stehen. Er klagt Gott an. „Du, Gott, bist verantwortlich.“, liegt er ihm in den Ohren und wird dabei mehr als deutlich. Hiob ist bei seinen unbarmherzigen Worten zu Gott aber nicht hoffnungslos. Er vertraut ihm trotz allem: „Ach, dass du an mich denken wolltest.“ (Die Bibel, Hiob 14,13), seufzt er und hofft auf eine Wende.
Wie
Hiob kann ich manchmal nicht anders. Mit meinem Motzen und meiner Klage liege
ich Gott in den Ohren. Nicht, um ihn zu verurteilen. Sondern weil ich wie Hiob
darauf hoffe, dass Gott mich hört. Ich setze mich dann einfach hin - mit einem
Blick in den Himmel und mit meinem kurzen Geduldsfaden. Trotzig frage ich lauthals
nach dem Warum. Vielleicht wird ja aus meinem Motzen und Klagen ein Gebet
genaue wie bei Hiob. Der am Ende auch nicht aufgehört zu beten: „Ach, Gott,
dass du an mich denken wollest.“
Und von einem bin ich überzeugt: Gott wird niemals aufhören an uns zu denken!
Ich
wünsche Ihnen einen sonnigen Himmel, einen robusten Geduldsfaden und Gottes
Segen für die kommende Woche!
Ihre Pfarrerin Veronika Grüber aus Bad Salzuflen
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze