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Kirche in WDR 4 | 13.03.2014 | 08:55 Uhr

Das Neue an Papst Franziskus

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

jetzt habe ich Ihnen die ganze Woche schon von Bischöfen erzählt - und jetzt soll es auch noch um den Papst gehen, der heute vor einem Jahr gewählt wurde: Jorge Mario Bergoglio, bis zum 13. März 2013 Erzbischof von Buenos Aires in Argentinien. Ein bisschen viel Klerikales? Das Verrückte: Eben dieser Papst Franziskus ist so ziemlich das krasseste Gegenteil von Klerikalismus. Er will kein Elite-Christentum, keine priesterliche Selbstbeweihräucherung, keine kirchliche Nabelschau. Kirche ist purer Auftrag, Dienst, Sendung: Raus, raus, raus! Den Menschen beim Leben helfen, sie ermutigen, sie aufrichten, ihnen geraubte Würde zurückgeben, den zum Schweigen Gebrachten Stimme verleihen, die Ausgestoßenen heimholen, die Gebrandmarkten mit brennender Liebe umfangen, die Abgehobenen auf den Boden der Tatsachen zurückholen - das ist Papst Franziskus.

So grandios dieser Mann ist, ein echtes Gottesgeschenk der Authentizität - die Kirche ist doch mehr als Papst und Vatikan, ist mehr als bewegende Gesten, aufrüttelnde Worte und die Spannung davor, was Franziskus wohl mit dieser Kirche vor hat. Diese Kirche machen mindestens ebenso aus: der 16-Jährige, der immer noch seine Pfadfindergruppe leitet, auch wenn er sonntagsmorgens im Hochamt von weit mehr Weißhaarigen umgeben ist; die Witwe mit der schmalen Rente, die immer noch einmal die Woche gut erhaltene Kleidung an Asylbewerber ausgibt; die Erzieherin, die im Kindergarten mit großer Kreativität erzählt, was es mit der Fastenzeit auf sich hat; der Vater, der nach wie vor mit seiner Band aus Gleichaltrigen im Jugendgottesdienst spielt. Sie alle machen diese Kirche aus - nicht mehr und nicht weniger als der Papst in Rom.

Und doch hat Franziskus im vergangenen Jahr vielen, vielen Menschen in dieser Kirche und darüber hinaus Mut gemacht. Unerwartet, ungeahnt, mit außergewöhnlichen Worten und Gesten. Mir persönlich etwa hat es schon rein sprachlich ungemein imponiert, wie er auf dem Rückweg vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro hoch oben im Flugzeug von Homosexuellen gesprochen hat. Das heißt, eigentlich hat er genau das nicht getan. Er hat von „gays“ geredet, also wörtlich von „Schwulen“: „Wer bin ich, dass ich über sie urteilen würde?“ Inhaltlich war das nichts Neues - das hat der Katechismus genauso betont. Aber dass Franziskus „Schwule“ und nicht sachlich distanziert von „Homosexuellen“ gesagt hat, das zeugt vom völligen Fehlen jeglicher Berührungsangst.

Er kennt keine Distanz für Autorität. Er will sie nicht, und er braucht sie nicht. Das ist das für mich bislang Spannendste an diesem Papst. Wohl hat er Privataudienzen zurückgeschraubt, stattdessen aber seine tägliche Morgenmesse für ganz normale Gläubige geöffnet. Und da predigt er täglich - meist mit handfesten, lebensnahen und durchaus ungewohnten Worten. Immer wieder spricht er von der Zärtlichkeit Gottes, von der Zärtlichkeit des Menschen - auch das ist man von einem Papst nicht gewohnt.

Doch Franziskus ist keiner, der rosarote Brillen verpasst. Dafür hat er lange genug die Realitäten in seiner Heimat Argentinien gesehen und in ihnen gelebt. Wenn er - erneut in seinem Fastenwort - anklagt, die Armen dieser Welt seien der Abfall der Gesellschaft, dann mischt sich in den Wohlgeruch seiner Poesie der Gestank unserer Realität. Er nimmt beides wahr und will, dass wir beides an unsere Nasen, Herzen und Hände lassen. Wer wohligen Weihrauch verbreitet, muss erst schmutzige Füße küssen. Das ist seine Moral, letztlich die Moral der Kirche: Vor allem steht die Liebe. Wer die erfahren hat, fragt nicht nach Details, nicht nach wann und wie und wo und wer. Eine große Herausforderung - für uns alle.

Ich wünsche Ihnen einen liebe-vollen Tag. Aus Münster verabschiedet sich Markus Nolte.

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