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Kirche in WDR 4 | 16.07.2024 | 08:55 Uhr
Tattoo Tag
Es gibt ja immer was zu feiern. Morgen zum Beispiel den Tattoo Tag.
Haben sie eine Tätowierung? Ich nicht. Aber ich habe schon oft damit geliebäugelt. Jahrelang habe ich die Tätowierung bewundert, die George Clooney im Film „From Dusk till Dawn“ auf der Haut getragen hat. Das waren verschlungene Linien, die wanderten aus dem Kragen seines Hemdes seinen Hals hoch und waren über seinen ganzen linken Arm tätowiert. Fand ich super cool, aber ich hab mich nicht getraut, dass nachzumachen. Erstens: Weil ich Angst vor den Schmerzen hatte und zweitens: weil Coolness mir persönlich nicht Grund genug war, um ein Leben lang ein Kunstwerk auf der Haut zu tragen. Tätowierungen beeindrucken mich immer dann, wenn sie etwas ganz Persönliches über die Trägerin oder den Träger aussagen. Seit Jahrhunderten werden Tätowierungen übrigens auch im christlichen Glauben benutzt. Hierzulande ist das noch nicht so alt. Aber die Kopten aus Ägypten machen das schon seit über 700 Jahren. Diese Christen tragen ihren Glauben nicht nur in ihren Überzeugungen, in ihren Gebeten und in ihrer Seele mit sich, sondern sie lassen ihn sich unter die Haut stechen. Weil ihr Glauben etwas ganzheitliches ist. Er betrifft den Menschen mit Haut und Haar, mit ganzer Seele und ganzem Herzen. Dazu gibt’s ein tolles Buch: "Tattoos & Religion. Die bunten Kathedralen des Selbst" heißt das und darin finden Sie eindrucksvolle Beispiele, wie so ein christlicher Glauben aussieht, der unter die Haut geht.
Fasziniert hat mich die Geschichte aus Jerusalem. Da besteht ein Tattoo-Studio seit unglaublichen 26 Generationen!! Seit über 700 Jahren tätowiert die Familie Razzouk dort Pilger[1]. Zuerst vor allem die aus Ägypten, heute machen das christliche Pilger aus aller Welt. Mit alten Holzmatrizen stechen die Razzouks dort Symbole und Zeichen in die Haut der Gläubigen, um deren spirituelle Reise festzuhalten.
Aber natürlich lassen sich nicht nur Christ*innen und Christen Dinge von tiefer Bedeutung auf ihre Körper tätowieren. Menschen lassen sich den Breiten- und Längengrad ihres Geburtsortes tätowieren, das Geburtsdatum der eigenen Kinder oder das Gesicht ihrer großen Liebe. Sterbedaten erzählen etwas von dem Schmerz, den eine Person erfahren musste.
Ich finde es spannend darüber nachzudenken, was mir persönlich so wichtig ist, dass ich es als Tattoo tragen würde: welches Datum? Welcher Name? Welcher Satz sollte mir unter die Haut gehen? Darüber nachzudenken – selbst wenn man nie zur Tätowiererin gehen würde- macht den morgigen Tag des Tattoos zu einem Fest, dass es sich zu feiern lohnt.
[1] https://www.katholisch.de/artikel/4922-glaube-geht-unter-die-haut
