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Kirche in WDR 4 | 06.08.2024 | 08:55 Uhr
Gottesbilder
Guten Morgen.
Was haben ein Baum, eine wütende Bärenmutter, frischer Tau und ein Verlobter gemeinsam? Oder ein Panther, ein verlassener Ehepartner und eine fürsorgliche Mutter?
Das frage ich in eine Runde hinein und sehe in lauter ratlose Gesichter. Was soll es da an Gemeinsamkeiten geben?
Ein Baum, eine Bärenmutter, Tau, ein Verlobter, ein Panther, ein Ehemann und eine Mutter. Was haben all diese Wörter gemeinsam?
An der Stelle bräuchte man bei einer Quizsendung einen sehr speziellen Telefonjoker. Dabei könnte man die Liste noch fortführen, etwa mit einem Löwen oder einem Hirten. Und vielleicht bringen diese letzten beiden Begriffe Sie doch noch auf eine Spur. Der gute Hirte und ein Löwe – das sind Wörter oder Bilder für Gott. Genau! Genau wie die anderen auch.
Ein Baum, eine wütende Bärenmutter, frischer Tau, ein Verlobter, ein Panther, ein verlassener Ehepartner und eine fürsorgliche Mutter.
Das alles sind Bilder, die der Prophet Hosea seinem Volk vor Augen malt. Bilder dafür, wie Gott an seinem Volk in schwieriger Zeit wirkt. Gewagte und ungewohnte Bilder. Manche sind fremd, einige regelrecht befremdlich. Die wütende Bärenmutter zum Beispiel.
Ich weiß nicht, was Sie für ein Bild vor Augen haben, wenn Sie an Gott denken.
Wie ich mir Gott vorstelle, hat ganz viel mit meiner Geschichte und mit meiner religiösen Prägung zu tun. Die Zehn Gebote verbieten es zwar, sich ein Bild von Gott zu machen. Andererseits kann ich von Gott ja gar nicht anders denken als in Wörtern und Bildern. In Bildern die mir vertraut sind. Und diese Bilder sind oft Ausdruck der eigenen Sehnsüchte und Wünsche. Da gibt es zum Beispiel das Bild von Gott als mächtigem König, der alle Feinde niedermacht. Doch gerade solche Bilder von Größe und von Macht können uns verleiten, unser Bild von Gott anzubeten, statt ihn selbst.
Mein Bild von Gott ist mit den Jahren jedenfalls gnädiger, demütiger und vor allem farbenfroher geworden. Ich möchte immer neue Facetten und Nuancen des lebendigen Gottes entdecken und mich von ihm überraschen lassen.
Und ich denke daran, wie Jesus die Menschen vor 2000 Jahren überrascht hat und alle Gottesbilder auf den Kopf gestellt hat: Die Leute erwarteten einen Retter, der als mächtiger König die Herrschaft übernimmt und die Besatzer vertreibt. Aber dann kam Jesus, der Retter, als Baby im Bauch der jungen Maria und man bezeichnete ihn später als Freund der Sünder.
Doch zurück zu den Bildern des Propheten Hosea. Ihm liegt es am Herzen, dem Volk andere Bilder von Gott zu geben. Die Bilder von Gottes Größe und Macht, die kannten sie schon von Kindesbeinen an. Hosea malt dem Volk andere Bilder vor Augen. Bilder von der Liebe Gottes zu seinem Volk. Auch da, wo er krasse Bilder verwendet, wie das einer Bärenmutter, die mit ihrem ganzen Leben für ihre Jungen kämpft und alles für sie tun würde. Der Prophet beschreibt Gott als einen, der sich so für die Menschen einsetzt wie diese Bärenmutter.
Und Hosea erzählt von einem Gott, der bis über beide Ohren verliebt ist in uns Menschen, ja der sogar Liebeskummer hat um unseretwillen. Lassen Sie sich überraschen von Gott, der immer schon da ist, der sich immer wieder anders zeigt und dabei immer derselbe bleibt.
(Ende WDR 4 und Verabschiedung WDR 3 und WDR 5)
Ihr Heinz-Bernd Meurer aus Velbert.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
