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Kirche in WDR 4 | 21.09.2024 | 08:55 Uhr
Am siebten Tag
Guten Morgen!
Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, warum die Sieben so eine bedeutende Zahl ist? Oft wird diese Zahl als Glückszahl angesehen. In Ostasien wiederum ist sie eine Unglückszahl. In der Bibel kommt die Sieben über 700 Mal vor. Und auch in anderen Religionen hat sie einen besonderen Status. Wenn ein Muslim zum Beispiel nach Mekka pilgert, umrundet er dort sieben Mal die Kaaba, das Heiligtum im Innenhof der Heiligen Moschee. Und die katholische Kirche kennt traditionell sieben Sakramente oder die sieben Todsünden. Die Sieben ist einfach in aller Munde: Es gibt das „verflixte siebte Jahr“, die Siebenmeilenstiefel, die sieben Weltwunder und die sieben Zwerge.
Woher kommt die besondere Stellung dieser Zahl, die es auch schon bei den Babyloniern oder im antiken Rom gab? Eine der möglichen Erklärungen: Sieben war die Anzahl der Himmelskörper, die man früher mit bloßen Augen sehen konnte. Dazu gehörten Sonne und Mond, aber auch einige Planeten wie Saturn, Venus oder Mars. Einen Hinweis darauf gibt es aktuell noch in der Benennung der Wochentage. Da gibt es den Sonntag – von Sonne - und den Montag – von Mond -, und im Englischen zum Beispiel den Saturday, der sich auf den Planeten Saturn bezieht.
Ähnlich bestechend ist noch eine andere Theorie: Der menschliche Kopf hat nämlich zu allen Zeiten und in allen Kulturen sieben Öffnungen. Zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher und den Mund. Vielleicht hat daher die Sieben weltumgreifend ihre besondere Bedeutung.
Für mich ist vor allem ein Aspekt dieser Zahl wichtig: Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen, und am Siebten ruhte er. Der siebte Tag, ist der Ruhetag. Er begleitet unsere Gesellschaft bis heute. Vielen ist der Sonntag immer noch heilig. Und er ist sogar gesetzlich geregelt. Man soll Zeit für Gemeinschaft haben, und an diesem Tag darf weniger Lärm gemacht werden als an den Werktagen - etwa bei der Gartenarbeit oder beim Bohren und Hämmern. Und wenn in manchen Berufen der Sonntag nicht arbeitsfrei sein kann, dann gibt es zumindest einen anderen freien Tag in der Woche.
Ich halte es für wichtig, dass wir diesen Rhythmus haben. So wie Gott es laut Schöpfungsgeschichte vorgemacht hat: Am siebten Tag ist Ruhe.
Dabei geht es mir persönlich weniger um Lärm oder Geschäftigkeit. Vielmehr soll es doch wenigstens einen Tag in der Woche geben, an dem ich eine Atempause mache; vielleicht zur Kirche gehe oder bete.
Einen Tag, an dem ich kurz innehalte und schaue, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin - für mich und mit Gott. Wenigstens einen Tag, an dem mich Arbeit, E-Mails oder Shoppen nicht auf Trab halten. Genauso wie es in der Bibel von Gott heißt:
„Und so vollendete Gott am siebten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebten Tage von allen seinen Werken. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die er geschaffen hatte.“ (1. Mose 2,1).
Für mich ist es auch ein gesegneter Tag. Und ich hoffe, dass es mir oft gelingt, mir diese Atempause zu gönnen. Und das wünsche ich Ihnen auch!
Ihr Pfarrer Bernd Becker aus Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze