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Kirche in WDR 4 | 12.09.2024 | 08:55 Uhr
Hilf Dir selbst
„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Das ist ein Satz, der es in sich hat. Ein Satz, der nirgends in der Bibel steht, aber mich persönlich seit Jahren umtreibt.
„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Das hat was zu tun mit Resilienz, mit innerer Widerstandsfähigkeit. Der Satz meint, dass ich das schon selbst hinkriegen muss. Also: Bitte nicht in schlimmen Situationen allein auf eine höhere Gewalt verlassen! Besser selbst was tun. Gott hilft nicht ohne meine Eigenleistung – pädagogisch nachvollziehbar und überaus sinnvoll. Gott macht demnach nur Hilfe zur Selbsthilfe. Da bin ich als gelernter Sozialarbeiter sofort dabei.
Also früher, ganz früher als ich noch ein Kind war, da war Gott für mich jemand, zu dem ich nur oft genug und fromm genug beten musste, um alles zu kriegen, was man wollte.
In meiner kindlichen Naivität habe ich dann schon ganz früh für so ziemlich alles gebetet, was ich gerne haben wollte. Gute Noten in Matheklausuren, einen prall gefüllten Nikolausstiefel, eine Original-Jeans von Levis und nicht wieder so ein uncooles Imitat vom Discounter. Ich hab sogar dafür gebetet, dass ich 1979 the Wall von Pink Floyd als Platte zu Weihnachten kriege. Sie merken, da war ich dann schon gar nicht mehr so kindlich, aber immer noch naiv in meinem Glauben.
In dieser Lebensphase gab es für mich keine großen Unterschiede zwischen meinem Beten und einer Bestellung aus dem Quelle-Katalog. Keine Sorge: ist keine Werbung. Mit Quelle ist das genauso vorbei wie mit meiner damaligen Art zu beten. Jetzt könnten Sie sich fragen: Und hat‘s geklappt beim Reineke? Sind die viele tollen Wünsche aus dem göttlichen Quellekatalog angekommen?
Ich kann dazu nur sagen: Teilweise ja, aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass mein alter Kindergott damit nichts zu tun hatte. Das Album von Pink Floyd musste ich mir schließlich selber kaufen.
Also war das mit dem Beten vertane Zeit? Da würde ich heftig widersprechen! Wenn Sie zu den glücklichen Menschen gehören, denen man das Beten schon im frühen Kindesalter beigebracht hat, dann haben Ihnen Ihre Eltern oder Großeltern einen ganz großen Schatz hinterlassen. Dass Sie einen „Draht nach oben haben“ ist doch toll! Nur ein solcher Schatz trägt im Alter, wenn man anders betet.
Beten kann man nämlich auch im erwachsenen
Sinne. Meine Erfahrung ist die: Wenn ich alles eingesetzt habe, das mir möglich
ist, dann kann es sein, dass Beten mir den Teil schenkt, für den ich selbst
nichts machen kann. Da kommt dann also doch was dazu.
„Hilf dir selbst, dann hilft Dir Gott.“ Das ist ein Aufruf, ab jetzt nicht nur zu beten, sondern auch was zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass nur die Kombination von Beten und Handeln Wunder wirkt. Das könne Sie mir ruhig glauben!