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Kirche in WDR 4 | 28.09.2024 | 08:55 Uhr

Kinoverkündigung

„Die Bühne ist wie ein Magnet, sie zieht dich zu sich. Mein Leben lang habe ich versucht, die eine Seite anzunehmen, die dir Kraft gibt und gegen die andere Seite zu kämpfen, die dich auffrisst.“

Das sagt eine Legende. 13 Mal stand der italienische Bluesmusiker Zucchero an der Spitze der Albumcharts in seiner Heimat. Er gilt als der Vater des italienischen Blues, die Créme de la créme der Rockmusik steht mit ihm im Studio, er füllt weltweit Stadien mit jubelnden Fans. Und doch – es ist nicht alles Zucker im Leben des Blues-Stars, der sich durch seine Musik aus der Armut herausgespielt hat. Davon erzählt er in der Filmdokumentation „Zucchero – Sugar Fornaciari“, die seit dieser Woche im Kino läuft.

„Ich stand ganz oben in den Charts, hätte also endlich glücklich sein sollen. Sting wollte mit mir singen, aber ich sagte ab. Ich las Bukowski, weil es ihm noch schlechter ging als mir. Ich war ausgelöscht und völlig deprimiert. Die Vorstellung, es könnte mir besser gehen, machte mir Angst.“

Panikattacken, Angstzustände, eine tiefe Depression. Neben dem großen Erfolg gehört auch das zum Leben Zuccheros. All das ist auch da in den Momenten von Ruhm. Wenn Zucchero etwa bei seiner Welttournee in den Jahren 2022 und 2023 wie kaum ein anderer italienischer Interpret Stadien und riesige Hallen füllt.

Auch dann ist das arme Dorf Roncocesi im Kopf präsent, in dem Adelmo Fornaciari, so heißt Zucchero bürgerlich, auf der Kirchenorgel Blues, Soul und R'n'B spielt. Genauso präsent ist aber auch der schwarze Schatten über der Seele, die Depression.

„Ich sehe mich als spirituellen Menschen. Der Teufel macht mir einerseits Angst, andererseits fasziniert er mich. Das kann auch richtig Spaß machen. “

Die Freude und die Trauer fallen oft zusammen. Das weinende und das lachende Auge blinzeln im Gleichschlag. Das ist nicht nur bei weltweit gefeierten Musikern so, sondern auch bei ganz normalen Alltagsmenschen.

Wie oft stirbt ein Familienmitglied kurz vor oder nach einer Hochzeit, wie oft folgt eine tiefe Niederlage direkt auf einen Sieg. Es gehört zum Leben dazu, mit diesen zwei Seiten umgehen zu können. Die Kunst dabei: Einen Weg zu finden, diese Gegensätze nicht einfach nur aufeinanderprallen zu lassen, sondern sie anzunehmen als Teile der eigenen Persönlichkeit, des eigenen Lebens. Zucchero hat das mit der Musik gemacht, er ist auf eine musikalische Spurensuche durch seine Biographie gegangen und hat dort Kraftquellen gefunden, die ihn nicht haben verzweifeln lassen. Diese Suche steht für jeden irgendwann an:

Damit der Schmerz einen nicht unvorbereitet trifft, damit die Lebenskraft nie bezwungen wird.

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