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Kirche in WDR 4 | 04.10.2024 | 08:55 Uhr
Reisesegen für Vögel (zum Welttierschutztag am Kirchlichen Gedenktag des Heiligen Franz von Assisi)
Guten Morgen.
Ich hab` einen kleinen silbernen Kettenanhänger aus San Juan Capistrano, einer franziskanischen Mission in Kalifornien. Ein Kreuz mit einer Schwalbe drauf. Ein Zeichen dafür, dass die Schwalben in San Juan Capistrano einstmals einen guten Nistplatz hatten und in Scharen jedes Jahr gekommen sind. Ein Spektakel für Touristen bis heute. Die Franziskaner und die Vögel, das passt gut zusammen. Vom Heiligen Franz von Assisi gibt es eine Geschichte. In einem Ort im italienischen Umbrien soll es sich zugetragen haben. Vögel aller Arten sammeln sich in den Sträuchern. Da kommt Franz von Assisi vorbei, der himmlische Patron des Natur- und Umweltschutzes. Franz begrüßt die Vögel, als könnten sie seine Sprache verstehen. Und sie wenden sich ihm zu, senken die Köpfchen, als er sich ihnen nähert. „Meine Brüder Vöglein“, sagt Franz, „gar sehr müßt ihr euren Schöpfer loben, der euch mit Federn bekleidet und die Flügel zum Fliegen gegeben hat; die klare Luft wies er euch zu und regiert euch, ohne daß ihr euch zu sorgen braucht“. (1) Jetzt kommt Bewegung in die Sträucher. Vor lauter Freude recken die Vögel die Hälse, öffnen die Schnäbel und breiten die Flügel aus. Franz geht zwischen den Sträuchern durch und berührt die Tiere mit seinem Gewand. Still bleiben sie sitzen. Dann macht er das Zeichen des Kreuzes und entlässt die bunte Vogelschar mit Gottes Segen. Jetzt erst fliegen sie davon.
Ich gehe durch den Park, den Wald und den Garten. Im Sommer war hier so ein Gezwitscher. Die Singdrossel ist schon weggezogen. Die Kraniche ziehen für gewöhnlich in diesen Tagen über Nordrhein-Westfalen.
Wenn sie nicht ihre Zeit geändert haben.
Denn das tun viele Zugvögel mittlerweile. Manche bleiben auch ganz hier. Weil sich das Klima verändert hat und mit ihm die Landstriche, über die die Vögel fliegen. Ihre Rastgebiete, sind nicht mehr die alten. Da ist plötzlich Dürre, wo vorher noch Wasser und Nahrung waren. Oder die Vögel werden von Extremwetter überrascht – wie Mitte September in Bayern und Österreich – bei Dauerregen und Kälte können die Insekten nicht fliegen, die den Zugvögeln als Nahrung dienen. Ohne Nahrung und völlig unterkühlt sind zehntausende Zugvögel vom Himmel gefallen oder am Boden ums Leben gekommen. Vor allem (Mehl-)Schwalben und Mauersegler.
Wegen der Veränderungen der Umwelt haben manche Vögel ihre Abflugzeiten bereits geändert und auch die Strecken. Die Nachtigall zum Beispiel fliegt bis 2070 wahrscheinlich um die 800 Kilometer mehr. (2) Ich schaue meine Vögel im Garten an und möchte heute, am Welttierschutztag und Gedenktag des Heiligen Franz von Assisi, einen Reisesegen für sie sprechen – für die, die ziehen und die die bleiben:
„Gott, schütze unsere Vögel.
Lass sie die Route finden, die sie schnell und sicher zu einem guten Rastplatz führt.
Hilf ihnen, diese Route abzuspeichern und wiederzufinden.
Verwirre die Jäger und Fallensteller, zerfetze die Netze und lass die Schüsse daneben gehen, wenn Singdrosseln und andere Vögel in manchen Ländern als Delikatesse geschossen werden.
Den Vögeln, die hierbleiben, gib Kraft, der Katze zu entkommen.
Lass sie im Winter genug gutes Futter finden.
Gib uns den Willen, die Umwelt- und Klimaschäden wo es geht zu begrenzen.
Damit uns Rotkehlchen, Singdrossel, Nachtigall, Storch, Kranich, Mönchsgrasmücke, Kuckuck und Co. weiterhin aus den Zweigen zusingen: „Lobt Gott, alle Kreaturen. Er hat uns alle mit dem ausgestattet, was wir brauchen. Macht es nicht kaputt, denn ihr macht euch damit kaputt. Seid dankbar und freut euch.“
Amen.
Quellen:
(1) zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelpredigt (letzter Abruf 17.09.24)
(2) https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/forschung/25585.html (letzter Abruf 23.09.24)