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Kirche in WDR 4 | 22.11.2024 | 08:55 Uhr
Kein Schwein ruft mich an
"Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich", sang Max Raabe schon 1992. Danach gibt es viele Coverversionen. Jetzt im November fühlt sich mancher Mensch besonders allein. Es ist kalt und dunkel, es hilft auch nicht, sich die warme Bettdecke über den Kopf zu ziehen.
Im August hatte ich hier darüber gesprochen, dass sich auch viele junge Menschen einsam fühlen. Ich hatte gebeten, mir doch Ideen mitzuteilen was man gegen Einsamkeit machen kann. Besonders ältere Menschen haben sie gemeldet. Täglich liebe Menschen anrufen - dies schlugen einige vor. Mit dem Kindergarten Kontakt zum Seniorenhaus halten. Einen Spielekreis ins Leben rufen. Über Weihnachten nicht alleine zu Hause versauern, sondern mit Caritas oder Arbeiterwohlfahrt wegfahren. Die Vorschläge waren alle ganz praktisch. Auch die Telefonkette wurde mehrmals genannt: in festgelegter Reihenfolge jeden Tag anrufen und notfalls Hilfe organisieren.
Der heutige Tag bringt auch eine gute Idee: heute ist das Fest der Heiligen Cäcilia, der Patronin der Kirchenchöre. Von ihr ist in der Legende berichtet, dass sie im dritten Jahrhundert als Märtyrerin starb. Dargestellt wird sie mit einem Musikinstrument in der Hand, etwa einer Geige oder einer Handorgel. So wurde sie zur Patronin aller, die Musik machen.
Musik ist heilsam, Singen macht glücklich. Die Medizin hat festgestellt: Gesang ist gut für die Rückenmuskulatur und die Sauerstoffversorgung des Körpers. Und für die Seele. Schon im Alten Testament der Bibel wird berichtet, wie der Hirtenjunge David durch Gesang und Harfenspiel den König Saul von seiner Depression heilt. Bei seelischen Problemen hilft Singen im Chor, da sind sich die Psychologinnen und Therapeuten einig.
In Deutschland gibt es etwa 60.000 Chöre mit rund drei Millionen Mitgliedern, ein wahres Bollwerk gegen Einsamkeit. Man muss nicht gut singen können, um Mitglied zu werden, man lernt es ja dann. Besonders gut finde ich, dass man im Chor zwar gemeinsam singt, sich aber zuerst einmal nicht näher begegnet. Persönliche Nähe und Distanz kann jede und jeder individuell bestimmen und entwickeln.
Ich will es einmal mit einem Wort der Orthodoxen Kirche fromm ausdrücken: Musik ist die Sprache der Engel. Oder mit dem Volksmund: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder - böse Menschen haben keine Lieder. Hoffentlich.