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Sonntagskirche | 01.12.2024 | 08:55 Uhr
Adventsmusik
Ich weiß auch nicht, warum... Aber beim Thema Adventsmusik kommt mir Jahr für Jahr dasselbe Bild in den Kopf: Hans an der Gitarre. Helga und Marion an den Flöten, Benny am Cello und der kleine Klausi versucht sich an der Triangel. Vielleicht haben Sie es ja schon längst erkannt? Ich befinde mich gedanklich in München. Genauer auf der Lindenstraße. Ganz exakt: im Wohnzimmer von den Beimers. Natürlich nicht wirklich. Denn -während Sie diesen Beitrag hören- da bin ich in Kevelaer. Aber jedes Jahr zum Advent hab ich eben noch die Beimers im Kopf. Mit dieser Hausmusik im Advent begann am 8. Dezember 1985 die WDR-Erfolgsserie Lindenstrasse und vielleicht hat sich mir deshalb genau diese Szene so eingeprägt: Es brennen die Kerzen am Adventskranz. Die Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge dreht auf dem Wohnzimmertisch ihre Runden… und es klingt… nun ja: Nach Hausmusik eben.
Vor 4 Jahren hat der WDR die Serie eingestellt. Was aber
sicher nicht an der Advents-Hausmusik von den Beimers in Folge 1 lag. Und
sowieso: Musik und Advent – das gehört beim WDR ebenso dazu wie bei mir.
Keine Jahreszeit ist für mich so mit der Musik
verbunden, wie das beim Advent und in der Weihnachtszeit ist. Undenkbar, es
würde einfach still werden in diesen Wochen, oder? Das fängt an beim
„Hintergrund-Gedudel“ auf den Weihnachtsmärkten. Aber: Das geht ja viel weiter.
Ich denke an die vielen Gottesdienste und Konzerte, die Aufführungen und
Rudel-Singen… und: ich denke an die vielen Menschen, die diese Musik für uns
machen. Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den Chören. Die
Musikerinnen und Musiker in den Orchestern. Die Organisten an ihren
prachtvollen und brillanten Instrumenten. Das alles geht zu Herz. Mir
zumindest!
Danke allen, die in diesen Wochen wieder für uns Musik machen. Das tut gut und es tröstet! Unglaublich sogar.
Mit Musik erreicht sie mich eben am besten: Die Botschaft,
dass Gott ein Mensch wird.- ein…Baby, um genau zu sagen. Die Zuversicht in den
dunkelsten Tagen des Jahres, dass die Dunkelheit nicht das letzte Wort hat und
das Licht für wirklich alle Menschen scheint. Dazu gehören für mich die hell
beleuchteten Häuser und Straßen ebenso dazu, wie der Adventskranz, die
Weihnachtsbäckerei und eben: die Musik. Weihnachten ist eben nichts, was du mit
dem Verstand alleine begreifen kannst. Das war schon immer so, glaube ich
zumindest. Nicht umsonst haben die Engel in Bethlehem damals gesungen. Die
hätten auch einen Fachvortrag halten können, oder eine amtliche Bekanntgabe
verkünden. Pustekuchen: Die Engel singen – schreibt die Bibel.
Und so klang das Lied der Engel, das „Gloria
in excelsis“ den Hirten um die Ohren und sie konnten nicht anders, als in
Bewegung zu kommen. Musik steckt an! Das ist bis heute so, im Advent 2024. Und
Dunkelheiten, Ängste und Nöte gibt es gerade ja zu genüge.
Ich hatte es ja schon gesagt: Ich bin gerade nicht in der Lindenstraße, sondern in Kevelaer. Und gerade bin ich wahrscheinlich irgendwo in und um die schöne Marienbasilika zugange mit vielen anderen, in den letzten Vorbereitungen. Es geht wieder mal um Musik. In den vergangenen Monaten und Wochen konnte bei uns in Kevelaer ein großes und wunderbares Werk entstehen: Ein Magnifikat für Chor, Bläser und Orgel. Das Besondere: Ein Sprecher nimmt die Zuhörer heute Nachmittag mit hinein in das große Loblied Mariens. Dieser Text, den der Evangelist Lukas übermittelt hat als Marias ureigenes Lied, wird in unsere Tage geholt. Maria singt diese unbegreifliche Nachricht heraus: Gott denkt groß vom Kleinen. Gott mag Anfänge. Er stürzt sie Scheinriesen von ihren Thronen. Gott denkt an den Menschen, seine Geschichten und Erfahrungen… Das geht ins Ohr und direkt ins Herz.
Der WDR hat zwar vor Jahren die Lindenstraße eingestellt. Aber Musik macht der WDR auch jetzt im Advent. Und sein Rundfunkchor singt sogar heute Nachmittag, um 16:30 Uhr dieses neue komponierte Magnifikat in unserer schönen Basilika. Wer nicht kommen kann, der kann das alles am 7. Januar um 20:05 Uhr noch mal in WDR 3 anhören.
Ich freu mich jedenfalls darauf wie ein Kind vor dem Christbaum. Das wird sicher anders klingen als bei den Beimers im Wohnzimmer, denn die Musiker vom WDR sind eben Spitzenklasse. Und wir sind halt in einer der schönsten Kirchen Nordrheinwestfalens und nicht in der Lindenstraße.