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Kirche in WDR 4 | 16.12.2024 | 08:55 Uhr
Weihnachtswunder überall
Heute ist wieder Montag, und weil heute Montag ist, ist das Wochenende leider auch schon wieder vorbei. Tja. Aber die Woche beginnt gut. Denn im WDR läuft ja das Weihnachtswunder. Wieder lassen viele, viele Menschen in Nordrhein-Westfalen ihr Herz sprechen. Schulklassen, Seniorengruppen, Vereine und Nachbarschaften. Machen Spendenläufe, verkaufen Kekse, backen Pizza. Und tragen so wahrscheinlich wieder Millionen für Projekte zusammen, mit denen Fachleute in den Hilfswerken das Unglück von Menschen lindern.
Mein Weihnachtswunder habe ich schon im November erlebt. Denn Wunder gibt es bekanntlich immer wieder, und das ist ja das Schöne an denen. Zwei Tage vor dem großen Martinszug, hier an der Kölner der Agneskirche laufe ich mit unserem Hund Greta um die Kirche. Unter einem großen Baum stehen vier Lehrer aus der Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung von gegenüber. Wie geht’s? Frage ich. Nicht so gut, sagt eine Lehrerin. Was ist los? Frage ich. Und da erzählt sie mir, dass sie sich gerade große Sorgen machen. Sie kümmerten sich um einen obdachlosen Schüler. Wie bitte? Frage ich. Ein Schüler, der auf der Strasse lebt? Wie kann das sein? Und dann erzählen sie mir eine Kurzfassung seiner Geschichte mit den Kapiteln Verwahrlosung, Armut und städtischer Bürokratie. Der Schüler sei gerade volljährig geworden und deswegen aus einer bestimmten Fördermaßnahme rausgefallen. Habe seine Unterkunft verlassen müssen und lebe nun auf der Straße. Im Kollegium sei man sich einig, dass er so lange wie möglich in der Schule gefördert werden solle, denn hier könne er wenigstens noch etwas lernen. Das Lehrer-Kollegium unterstütze ihn nun mit privatem Geld, damit er sich etwas zu essen und die Fahrkarte zur Schule kaufen könne.
Ich bin fassungslos über das, was unbemerkt in einer Stadt wie Köln passiert, in meiner Nachbarschaft. Und ich bin berührt von so viel Solidarität in der Schule. Ich frage die Lehrerin, ob ich die Geschichte beim Martinszug erzählen kann. Sie ist einverstanden. Und zwei Tage später teilt in der Agneskirche der heilige Martin seinen Mantel mit einem unbekannten obdachlosen Schüler aus der Schule von gegenüber. Der ist nicht selbst da, aber ich habe ein großes Glas in die Kirche gestellt. Und als wir nach dem Umzug mit Posaunen und Trompeten wieder in die Kirche kommen, um dort Weckmänner, Glühwein und Punsch zu teilen – da ist das Glas voll. Über 600 Euro sind da drin. Als ich die Geschichte später in einem Gottesdienst erzähle, kommt noch mehr Geld zusammen. Rund 1000 Euro kann ich montags in die Schule bringen. Dass sich die Lehrerinnen und Lehrer um den Schüler kümmern: Ein Weihnachtswunder. Dass sich fremde Menschen berühren lassen: Ein Weihnachtswunder. Das Schöne ist doch: Solche Wunder passieren jeden Tag tausendfach. Ich finde, das sind sehr gute Nachrichten. Weihnachten bedeutet ja: Gott ist die Welt nicht egal. Er dreht sie ins Licht. Mit unserem Grips, unserem Mitgefühl und unseren Händen. Nicht nur beim WDR-Weihnachtswunder. Und nicht nur an einem Montagmorgen.