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Kirche in WDR 4 | 30.12.2024 | 08:55 Uhr
Nicht aufgeben
Heute ist wieder Montag, und weil heute Montag ist ist das Wochenende leider auch schon wieder vorbei. Tja. Und nicht nur das Wochenende ist rum, sondern morgen ein ganzes Jahr. Und was für eins. Die Welt ist kein bisschen sicherer geworden. In der Ukraine gibt’s keinen Frieden, die Demokratie gerät in die Defensive und in acht Tagen wird Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten. Hört das Unheil denn nie auf?
Ich will die Realität keineswegs schönreden. Im Lager vom Blau Gelben Kreuz in der Kölner Südstadt, in dem Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine gesammelt werden, steht ein zertrümmerter Krankenwagen. Vollkommen durchsiebt mit Einschusslöchern. Ein Panzer hat ihn abgedrängt. Die Insassen sind getötet worden. Ein Symbol für den absoluten Wahnsinn des Krieges.
In diesem Jahr ist die Halle des Blau Gelben Kreuzes eine Station des Kölner Krippenweges. 118 Krippen sind in diesem Jahr in Kölner Kirchen und Geschäften aufgebaut. Die Halle vom Blau Gelben Kreuz ist eine davon. Ausgerechnet dort, im völlig zertrümmerten Krankenwagen, steht eine Krippe, die aus der Ukraine nach Deutschland gebracht worden ist. Ich sehe sie, bin erschüttert und mir wird klar: Weihnachten bedeutet nicht, dass der Wahnsinn von Gewalt endet. Dass erschossene Sanitäter und Ärzte wieder lebendig werden. Weihnachten bedeutet auch nicht, dass überall unschuldige Menschen aus den Gefängnissen entlassen werden und kein Kind mehr Hunger leidet. Weihnachten ist nicht der Lichtschalter, den du anknipst und plötzlich ist alles nur noch sonnig. Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung. Und hoffen tun die, die das Dunkle kennen, ihm aber nicht ausweichen. Wenn Gott Mensch wird ist seine Botschaft: „Ich gebe nicht auf. Ich überlasse die Welt doch nicht dem Wahnsinn und der Bösartigkeit. Ich bin auf der Seite derer, die es gut meinen. Was ist mir dir? Hilfst du mir dabei?“
Ich will es im nächsten Jahr wenigstens versuchen. Demnächst sind wieder die Sternsingerinnen und Sternsinger unterwegs. Sie erinnern an den Türen daran, wie schön es ist, wenn Menschen einander ein Segen sind. Zum Beispiel die vom Blau-Gelben Kreuz, die jede Minute ihrer Freizeit der unglaublichen Not der Menschen in ihrer Heimat widmen. Stefan und Christina, die sich in der Kölner Gubbio-Kirche mit größter Geduld und Zuwendung um Obdachlose kümmern, so wie viele, viele andere Menschen in der Stadt. Die Lehrerinnen und Lehrer an all den Förderschulen, die kein Kind aufgeben, so aussichtslos es auch immer sein mag. Frau Fünfzig aus unserer Bücherei, die jahrzehntelang die Liebe zur Literatur an Generationen von Kindern weitergegeben hat. All die Lesepatinnen und -paten an den Schulen. Alle, die mit dem Gedanken spielen, in eine demokratische Partei einzutreten, weil die Demokratie ja nicht von selbst funktioniert. Falls Sie keinen Besuch von den Sternsingern bekommen und trotzdem ihren Segen an andere Menschen weitergeben wollen, schreiben Sie mir einfach. Meine Kontaktdaten finden Sie im Internet. Und dann schicke ich Ihnen den Segen zum Weitergeben. Lassen Sie uns mitmachen. Es ist doch besser, wenn Menschen einander kein Fluch sind, sondern ein Segen. Nicht nur am Ende des Jahres. Und nicht nur an einem Montagmorgen.