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Kirche in WDR 4 | 31.01.2025 | 08:55 Uhr
Erste Hilfe für Demokratie-Retter
Am 23.02.2025 ist die Bundestagswahl. Da kommt das neue Buch von Jürgen Wiebicke gerade richtig: „Erste Hilfe für Demokratieretter“.
Vor sieben Jahren veröffentlichte Jürgen Wiebicke seinen Bestseller „Zehn Regeln für Demokratie-Retter“. Wiebicke moderiert am Montagabend in WDR 5 das Philosophische Radio. Er schrieb vor sieben Jahren: "Unser Demokratie-Muskel ist durch lange Passivität derzeit ziemlich untrainiert. Jetzt zwingen uns die Verhältnisse, wieder in Bewegung zu kommen". Die erste Regel ist: Liebe Deine Stadt. Die zweite dann ganz praktisch: Mache dir die Welt zum Dorf. Also engagiere Dich vor Ort, mach was, mach mit, mische dich ein!
Jetzt hat er nachgelegt mit seinem neuen Buch: Erste Hilfe für Demokratie-Retter. In über 100 Veranstaltungen landauf und landab hat Wiebicke sein erstes Buch mit den 10 Regeln zur Demokratie vorgestellt und diskutiert. Ihm wurde klar: Nachschlag macht Sinn. Denn, so schreibt er nun: die freiheitlichen Gesellschaften drohen an Faulheit und Feigheit zu scheitern. Immanuel Kant, geboren vor dreihundert Jahren forderte auf zum Aufbruch aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit, Jürgen Wiebicke macht es ihm aktuell nach.
Viele, so stellt er fest, bewegen sich in ihrer wärmenden Blase, seien es Anhängerinnen der AfD oder Wählerinnen der Grünen. Das nennt man dann "Netzwerksegregation", also jede Gruppe für sich, wie auf unterschiedlichen Planeten zu leben. Andere halten sich ganz raus: "Hauptsache, es ist zu Hause schön hyggelig" (S. 21).
Wie kommt man da raus? Zitat: "Jede Demokratie benötigt zu jeder Zeit eine kritische Masse von aktiven Demokraten, die im Maschinenraum die Arbeit übernehmen, sonst zerstört sie sich selbst. Sie ist wie ein Fahrrad, das immer weiter getreten werden muss, sonst kippt es um" (S. 15). Es gilt also, Feigheit wie Faulheit zu überwinden. Bei der Feigheit hilft es, zivilisiert zu streiten und den Dissens auszuhalten. Dabei fällt mir der Grundsatz für jedes gute Gespräch des Philosophen Hans- Georg Gadamer ein: Die oder der andere könnte Recht haben!
Gegen die Faulheit hilft das gemeinsame Engagement vor Ort. Lokale Netzwerke sind das Immunsystem der Demokratie, so drückt es Wiebicke aus. Er bringt Beispiele. In Wombach gründen die Menschen eine Dorfgenossenschaft, als die einzige Bäckerei schließt. In Nordhausen verbinden sich die beiden tragenden Säulen Zivilgesellschaft und gewählte Politik zu kommunizierenden Röhren.
Einen einzigen Wermutstropfen gibt es beim Kauf dieses sehr empfehlenswerten Buches: kostete das Vorgängerbuch vor sieben Jahren fünf Euro, so müssen Sie jetzt zwölf Euro zahlen. Es ist aber eine sehr gute Investition!