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Kirche in WDR 4 | 11.02.2025 | 08:55 Uhr
Isses Sünde pessimistisch zu sein?
Isses Sünde pessimistisch zu sein? Ich bin ein Pessimist
und stehe oft laut und deutlich dazu. Ich bin lieber ein Schwarzmaler als
jemand, der vor lauter rosaroten Brillen nicht sieht, wie es ist. Und oft ist
es eben bescheiden – seien wir doch ehrlich. Und deswegen hat mich mein Freund
Alex in unserem gemeinsamen Podcast gefragt “Das klingt so, als wärst Du auch
noch stolz darauf!” Und ich muss leider zugeben, dass Alex mit dieser
Einschätzung recht hat. Es gibt Zeiten, da fühle ich mich den Optimisten irgendwie
überlegen, weil ich, ganz pathetisch, glaube, dass ich wenigstens das Übel in
der Welt erkenne. Ganz nach dieser Definition von Pessimismus, die mein Freund
Christoph bei unserer Aufnahme erwähnte:“Ein Pessimist ist ein gut informierter
Optimist.“
Und wegen dieser Haltung haben mich die Beiden ordentlich in
die Mangel genommen. Schließlich bin ich Christ, sogar geweihter Diakon. Ich
habe drei Kinder in die Welt gesetzt und hoffe für sie das Beste und ich glaube
an einen liebenden Gott, der die Welt gut erschaffen hat. Isses da nicht Sünde
pessimistisch durch die Welt zu laufen? Ich sag Jein! Wenn Pessimismus dazu
führt, dass man die Hände in den Schoß legt und sich denkt: Ach jetzt ist auch
alles egal. Ich kann eh nix machen. Dann ist das eine Form des Pessimismus, die
wirklich richtiger Mist ist. Wenn man allerdings versucht die Welt ein klein
wenig besser zu machen auch wenn man nur wenig Hoffnung hat, dass das Ganze
viel bringen wird, kann ich mit Pessimismus besser leben, als mit der Haltung:
Es wird schon alles gut! In den Ohren von Menschen, die schwerkrank sind, ihren
Partner oder ihre Lebensgrundlage verloren haben klingt sowas einfach nur
zynisch und anmaßend. Darüber hinaus kann ein Mensch der glaubt „Es würde alles
gut!“ ja auch die Hände in den Schoß legen, weil es dann ja auch keine
Notwendigkeit mehr gibt sich zu engagieren.
Und wie ist es dann mit der Hoffnung? Sollten Christen nicht vor Zuversicht strotzen? Glaube, Liebe, Hoffnung – so beschreibt der Apostel Paulus doch die drei Grundtugenden eines Christenmenschen.
Ich halte es da mit Vaclav Havel, dem ehemaligen Präsidenten der Tschechischen Republik. Der hat einmal gesagt. „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Also selbst wenn die Welt nicht zu retten wäre ist das kein Grund die Hoffnung zu verlieren, denn selbst dann bleibt es sinnvoll für eine bessere Welt zu kämpfen voll Nächstenliebe, Zusammenhalt und Menschwürde.
Ihre Meinung würde mich interessieren! Welchen Aspekt möchten sie ergänzen oder wo sind ganz anderer Meinung sind als ich? Schreiben Sie mir!
Hinweis:
Den Podcast „Isses Sünde“ finden Sie hier: https://bistum-osnabrueck.de/podcast-isses-suende/
Die Folge „Isses Sünde, pessimistisch zu sein“ finden Sie u.a. bei Spotify: https://open.spotify.com/episode/4VIVokV8akxwp9rs6HoyIm
Und auch bei youtube: https://www.youtube.com/watch?v=orxLcUsnkOU
Kontakt: urs@dasbodenpersonal.de