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Sonntagskirche | 06.04.2025 | 08:55 Uhr
Kinder haben Rechte
Einen guten Sonntagmorgen aus Köln-Nippes wünsche ich Ihnen mit einem kurzen Ausschnitt aus einem besonderen Podcast:
O-Ton 1: „Was findest du gut an Mini-Nippes hier?“ – „Also ich find’s erstens total cool, wie das auch hier alles nachgestellt wird. Die ganzen Jobs…“ (1)
Ein Interview im Podcast der Kinderstadt Mini-Nippes. Jedes Jahr in den Sommerferien findet sie statt. Dort leben die Kinder in einer eigenen Welt. Sie haben eine eigene Währung, die Nippis, spannende Jobs, demokratische Strukturen, und sie haben sogar die Möglichkeit, selbst ein Unternehmen zu gründen.
O-Ton 2: „Hast du denn schon einen Stand gegründet?“ – „Ja, den Cake-Pop-Stand.“ – „Oh, und welche Arbeit gefällt dir am meisten hier bei Mini-Nippes?“ – „Radio. Und ich hatte halt auch ein paar Jobs noch nicht. Aber im Moment Radio.“
Es gibt eine Müllabfuhr und eine Bank. Manchmal auch eine Polizei. Da einige Mini-Nippes-Polizistinnen und Polizisten ihre Macht allerdings ausgenutzt hatten, wurde diese auch schon mal per Mehrheitsbeschluss abgeschafft. Kurz darauf gab es einen Banküberfall. Da entschieden die Kinder, wieder eine Polizei zu bezahlen, ihr aber strenge Auflagen zu geben.
Viele Kinder freuen sich das ganze Jahr darauf. Denn Mini-Nippes ist ihre Stadt. Hier haben sie das Sagen und können selbst entscheiden, wie sie den Tag verbringen, wo sie arbeiten und wofür sie die verdienten Nippis ausgeben.
Ich frage mich: Wie sieht es aus mit der Stimme von Kindern in meinem Alltag? Wo gestalten Kinder unsere Gesellschaft und die Zukunft mit?
Ich kenne Orte, an denen das gelingt. Da gibt’s zum Beispiel Kinderräte oder Kinderparlamente in Kitas und Schulen. Es gibt Stadtbibliotheken mit bequemen Sitzecken und Regalen in Kindergröße. In manchen Supermärkten gibt es kleinere Einkaufswagen.
Aber: Nur an wenigen Orten finden sich Toiletten in Kindergröße. Auch Küchen, Wohnzimmer und Bushaltestellen sind meist nicht so gebaut, dass Kinder da ganz bequem sitzen oder sich etwas zubereiten können. Jeden Tag leben Kinder in einer Umgebung, die offensichtlich nicht für sie gemacht ist.
Es ist erstaunlich, dass wir Erwachsene so oft davon ausgehen: Wir wissen besser, was für Kinder richtig ist, als sie selbst. Was sagt das über uns aus, wenn wir erst erwachsen werden müssen, um das eigene Leben gestalten zu können?
Ich stelle mir eine Gesellschaft vor, die Kinder als vollwertige Mitglieder wahrnimmt. In der sie den Schutz und den Raum bekommen, Kind zu sein, zu spielen und die Welt zu erkunden. Und in der sie gleichwertig ernst genommen werden mit ihren Interessen, ihrer Neugier, ihren Blickwinkeln und Fragen, ihrem Wunsch, Dinge wie die Erwachsenen selbst zu tun.
In der UN-Kinderrechtskonvention heißt es: Kinder und Jugendliche werden bei allen Fragen beteiligt, die sie betreffen. In Wirklichkeit wird nach wie vor über die Köpfe von Kindern hinweg und über ihr Leben und ihre Zukunft entschieden. Wie könnte man sie einbeziehen, in die Gestaltung von Kitas, Schulen, Spielplätzen, Wohnräumen und Stadtvierteln? Mit welchen kindgemäßen Methoden und in welchen Räumen können Kinder lernen: Ich kann mitentscheiden, damit es für Kinder gut ist.
Kindsein hat einen eigenen Wert. In der Bibel wird das manchmal so ausgedrückt, dass Kinder besonders nah an Gott sind.
Mögen alle unsere Dörfer und Städte zu Kinderstädten werden.
Quellen :
(1) Mini-Nippes Podcast Nr. 1, 00:47-00:58 – Eigenproduktion
(2) Mini-Nippes Podcast Nr. 1, 03:08-03:26 – Eigenproduktion
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze