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Kirche in WDR 4 | 01.04.2025 | 08:55 Uhr
(Un)möglich
Guten Morgen.
Ich schwör, ich werde ab jetzt jeden Tag Sport machen. – Eher geht ein Elefant ins Mauseloch, als dass du das durchhältst… Kommt Ihnen bekannt vor? Die Redewendung? Könnte sein. Kommt von Jesus. Der hat auch so gescherzt. Als ihn ein reicher junger Mann fragt, wie er das ewige Leben bekommen kann oder wie man heute manchmal sagt: In den Himmel kommt, fordert Jesus ihn auf: „Halte alle Gebote Gottes.“ „Mach ich schon, hab ich schon,“ sagt der junge Mann. „Dann verkauf alles, was du hast, gib es den Armen, dann hast du einen Schatz im Himmelreich. Und dann folge mir nach.“, setzt Jesus noch einen oben drauf. Der junge Mann ist überrascht… Alles weggeben, am Ende arm sein… Nein, so viel will er doch nicht einsetzen. Er zieht von dannen. Trocken sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Also, ehrlich: Es ist leichter, dass ein Kamel durchs Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt.“ Die Jünger allerdings stehen auf dem Schlauch. Sie haben die Ironie Jesu noch gar nicht begriffen, so wie mancher heute einen Aprilscherz nicht begreift.
Sie sagen ernst: „Ja, wer kann dann überhaupt noch selig werden?“ Jesus sieht sie an und sagt: „Bei den Menschen ist’s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.“ Die Jünger nehmen es sehr schwer, dass dem jungen Mann sein Sicherheitsdenken und seine Sorgen um seine Existenz und seinen Reichtum so viel wichtiger sind, als sich um das Reich Gottes zu kümmern. Also darum, dass es gerechter in der Welt zugeht und damit friedlicher. Jesus kennt die Menschen und kann – bei aller Enttäuschung, die er selbst vielleicht auch spürt – die Lage mit Humor nehmen. Ernste Lagen erfordern gerade viel Humor. Sonst wäre es ja zum Verzweifeln. Jesus meint: „Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Wenn man nur mit menschlichen Maßstäben an die Sache herangeht. Nach göttlichen Maßstäben ist es aber möglich,…“ - dass ein Elefant ins Mauseloch passt, dass ein Kamel durchs Nadelöhr geht. Jesus hat dem jungen Mann goldene Brücken gebaut: Wirf deine falschen Sicherheiten über Bord. Kreise nicht nur um dich selbst. Sieh dich mal um. Wo wirst du gebraucht. Wo brauchen dich deine Glaubensgeschwister. Kreise nicht um die Frage, wie du das ewige, das schöne, das beste Leben bekommen kannst, kreise nicht um deine Selbstoptimierung – halte die Gebote Gottes in Freiheit, weil sie das gute Zusammenleben der Gemeinschaft regeln, nicht um etwas für dich selbst zu erreichen. Vertrau darauf, dass für dich gesorgt ist, wenn du dich selbst einmal vergisst. Jesus macht frei. Mensch, lass mal los. Nach Gottes Maßstäben ist längst alles gut. Mach dich auf den Weg zu den Menschen und sei wirklich bei ihnen. Das ist nötig.
Und doch scheinbar so unendlich schwer. Vielleicht hat der junge Mann den ironischen Satz Jesu vom Kamel, das durchs Nadelöhr geht, gehört. Und vielleicht hat er ihn ins Herz getroffen.
Ich stelle mir vor, wie er das jetzt heimlich übt. Dieses sich der Welt um ihn herum zuwenden – statt ständig um sich selbst und sein Seelenheil zu kreisen. Und ich höre ihn öfter murmeln: „Mensch, du Kamel, mach dich mal dünne vor dir selbst, damit du den Weg durchs Nadelöhr Menschenliebe findest.“
In diesem Sinne: Nehmen Sie es leicht, wenn notwendige Veränderungen schwerfallen. Dann klappt vielleicht sogar das Unwahrscheinliche. Bei Gott ist alles möglich.
Einen schönen 1. April!
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5: )
Ihre Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.
Quelle: Die Bibel, Luther 2017, Matthäus 19,16ff.