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Sonntagskirche | 23.03.2025 | 08:55 Uhr
…vor fünf Jahren ging nichts mehr: Corona
Gestern vor genau fünf Jahren – nichts geht mehr. Lockdown – die Coronakrise hatte uns fest im Griff. Alles geschlossen, eine ganze Gesellschaft lahmgelegt. Menschen, die eben noch voll im Alltagsleben standen, berichteten mir: „Ich kam mir vor, als hätte ich den Stecker gezogen bekommen…“ Von hundert auf null in null-komma-nix. Zehn Tage zuvor noch die bange Hoffnung: Gut – mit den geschlossenen Schulen wird der ganze Spuk sicher bald vorbei sein. Aber: Das war es nicht. Insgesamt zwei Jahre haben wir mit dieser neuen Krankheit zu kämpfen gehabt: Zuerst überhaupt keine Gottesdienste mehr, Veranstaltungen, die pauschal einfach abgesagt wurden. Und dann diese elende Zählerei: Mit dem Maßband durch Kirchen und Säle – Abstände messen, Plätze zählen. Menschen sagen müssen: Du kannst noch kommen – Du bitte nicht mehr, unsere paar Dutzend Plätze, die von mehreren hundert übriggeblieben waren, reichten vorne und hinten nicht.
Und wenn wir die Folgen betrachten, hat der Spuk „Corona“ in vielerlei Hinsicht immer noch kein Ende gefunden. Wieviel ist während dieser unseligen Zeit einfach „den Bach heruntergegangen?“ Vielleicht stimmt ja auch die Beobachtung mancher Fachleute, die die Corona-Krise als ein großes Brennglas beschrieben haben. Als wären durch Corona die wahren Verhältnisse vergrößert und beschleunigt sichtbar worden.
All‘ die Geschichten in und aus der Corona-Zeit könnten Sie sicher noch um genauso viele ergänzen. Die Stille eines Sonntagmorgens wie jetzt lassen diese Geschichten in unserem Gedächtnis wieder lebendig werden. Wie unglaublich erscheinen uns all‘ diese Begebenheiten nach gerade einmal fünf Jahren…
Die
Corona-Krise ist bis heute immer wieder beschrieben worden als eine Art „Reise
durch die Wüste“, eine Wanderung weit über das bekannte Gelände hinaus. Mit
vielen unbekannten Situationen, Überraschungen, angstmachenden Momenten.
Vielleicht wie bei Mose, dem Mann aus dem Alten Testament, von dem heute in den
katholischen Gottesdiensten erzählt wird. Er treibt sein Vieh über die Steppe
hinaus Richtung Wüste in unbekanntes Gebiet. Dort tastet er sich, aufmerksam
schauend, langsam voran – und stößt auf eine merkwürdige Erscheinung: Ein
Dornbusch, der in der Hitze des Tages Feuer gefangen hatte, brannte, und doch
nicht verbrannte. In diesem Augenblick der Neugierde auf dieses Phänomen hin
spricht Gott selbst ihn an: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
Gott sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du
stehst, ist heiliger Boden.
Diese Geschichte hat mich seit den Tagen meines Grundschul-Religionsunterrichtes immer wieder fasziniert. Der Boden, auf dem du stehst, ist heiliger Boden. Gott ist näher, als du denkst – und macht den Boden, auf dem du stehst, zu einem heiligen Boden. Grandios, dieser Gedanke, der mich seither nicht mehr losgelassen hat.
So auch während der Corona-Krise. In vielem habe ich damals trotz aller Schwierigkeiten erkennen dürfen: Gott ist näher, als du denkst. Und: Der Boden, auf dem du jetzt in diesem Augenblick in dieser Krise stehst, der trägt, der ist sogar heilig – weil Gott dir gleich gegenübersteht. Auch im Nachhinein sind mir viele solcher Gott-Nähe-Geschichten klar geworden – und haben mich immer wieder demütig auf den Boden blicken lassen, der auf einmal heilig wurde. Auch wenn vieles Schlimme auf diesem Boden passiert ist, so manche lieben Mitmenschen sogar diesen Boden für immer als Opfer der Corona-Krise verlassen mussten: Er ist und bleibt heilig, weil er so viele Begegnungen mit Gott ermöglicht.