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Kirche in WDR 4 | 13.03.2025 | 08:55 Uhr
3 Räuber
Ich mag ja Kinderbücher. Klar – ich mag auch das „Buch der Bücher“, die Bibel also. Aber was mir an Kinderbüchern so gefällt: Die verpacken ganz oft tiefe Wahrheiten in ganz einfach Worte. Ohne Oberlehrerzeigefinger. Und sehr häufig sind das eben Wahrheiten, die ich auch aus der Bibel kenne.
Da ist zum Beispiel die Geschichte von den drei Räubern.[1] Die sind wild. Die rauben und plündern. Und die machen den Menschen Angst. Eines Tages, als sie mal wieder eine Kutsche überfallen, stellen sie fest: Da sitzt ein kleines Mädchen drin. Die drei Räuber wissen nicht so recht, was sie mit dem Mädchen machen sollen. Also nehme sie es mit. Mit der Zeit freunden sie sich dann allerdings mit der Kleinen an. Und nicht nur das: Sie haben sie so gern, dass sie Waisenkinder aufnehmen. Um denen ein zu Hause zu geben – und damit das Mädchen Spielkameraden hat. Ihre ganzen geraubten Reichtümer verwenden sie dafür. Und aus Dankbarkeit bauen diese Kinder schließlich weitere Hütten und Häuser für immer mehr Waisenkinder. Und alle Häuser haben die Form der Hüte, die die Räuber getragen haben.
Herrlich dieses Kinderbuch von Tomi Ungerer!
Und jetzt könnten Sie fragen, was denn ausgerechnet diese
Geschichte mit der Bibel und mit Glauben zu tun hat. Mir hat dieses Büchlein
aber geholfen zu verstehen, wie Jesus sich immer wieder auf Menschen wie diese
Räuber aus dem Kinderbuch eingelassen hat. Frauen und Männer also, die einen
ähnlichen Ruf hatten. Zöllner zum Beispiel, die staatlich verordnet – und oft
ziemlich korrupt – anderen das Geld aus der Tasche gezogen haben. Jesus redet
mit denen. Er lässt sich auf die ein. Und dann ändern die ihr Leben. Weil sie
eine Aufgabe übernehmen, auf der Segen liegt. Die Räuber aus dem Kinderbuch und
die Zöllner aus der Bibel tun Gutes, nicht weil sie gut sind. Im Gegenteil. Aber: Sie werden gut.
Weil sie
– zunächst ganz unbewusst – etwas Gutes tun.
Mir hilft das in meinem Leben. Weil es beim „besser-werden“ offenbar ja gar nicht so sehr um große Erkenntnis oder göttliche Erleuchtung geht. Oder darum, dass Ruder in meinem Leben radikal umzuwerfen. „Besser werden“ kann offenbar auch geschehen, indem ich mit ganz kleinen Schritten anfange, das Richtige zu tun.
Und ehrlich gesagt: Das macht mir Mut. Weil ich selber ganz oft und ganz gewiss nicht den hohen Ansprüchen genüge, die an mich gestellt werden. Aber ich kann mich bessern. Ich muss nur mit etwas kleinem Guten anfangen. Nur den ersten Samen säen!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Tag – und dass auch Sie immer wieder Kraft und Willen haben, den einen oder anderen kleinen, guten Samen zu säen. Auch der wird aufgehen. Ganz sicher!
[1]
Tomi Ungerer: Die drei Räuber. Diogenes 2007.