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Kirche in WDR 4 | 24.03.2025 | 08:55 Uhr
Ein Hund auf der Intensivstation
Heute ist wieder Montag, und weil heute Montag ist ist das Wochenende auch schon wieder vorbei. Und die frohe Botschaft lautet: Es gibt sie noch, die guten Nachrichten! Und so eine gute Nachricht, die jedenfalls mein Herz, das Herz eines Pudelbesitzers, hat höherschlagen lassen habe ich heute Morgen dabei.
Die Nachricht kommt aus Freiburg und handelt von Balou, einem Pudelmix und seinem Menschen Andrea Mies. Sie arbeitet auf der Intensivstation des St. Josef-Krankenhauses. Balou ist ihr Hund, ein Therapiehund. Und seit einiger Zeit ihr tierischer Kollege.
In England sind Therapiehunde auf Intensivstationen längst völlig normal. In Deutschland aber gab es sie bisher nicht. Als Andrea Mies hört von der positiven Wirkung solcher Tiere, denkt sie sich: „Warum nicht auch hier?“ Balou, ihr Hund, schien geradezu prädestiniert für diese Aufgabe, mit seiner ruhigen und freundlichen Art.
Also stürzt sich Andrea Mies in dieses Projekt. Sie muss ein Hygienekonzept entwickeln, das sicherstellt, dass keine gesundheitlichen Gefahren für die Patienten bestehen. Desinfektionsmaßnahmen vor und nach jedem Besuch und klare Regeln, wo sich Balou im Raum aufhalten darf. Alles legt sie penibel fest. Dazu kommt intensives Arbeiten mit einer Hundetrainerin. Und als das Krankenhaus tatsächlich grünes Licht gibt, geht es los. Seit Weihnachten ist Balou regelmäßig im Einsatz, und sein Besuch bringt etwas von dem, was vielen Patienten oft fehlt: eine kleine Auszeit aus der bedrückenden Realität der Intensivstation. Ein Patient, der kaum noch die Kraft hat, selbst zu sprechen, streichelt über Balous weiches Fell, und plötzlich scheint es, als ob auch die sterile Atmosphäre in diesem Raum zwischen gurgelnden Schläuchen, kaltem Neonlicht und piepsenden Apparaten aufatmet.
Balous wirkt mehr als die bloße Freude an seiner Anwesenheit. Viele Patienten sind zu schwach, um aktiv mit ihm zu spielen oder ihn zu streicheln, aber es reicht oft schon, wenn Balou einfach da ist. Manchmal ist es ein Lächeln, das durch das Zimmer geht, oder ein gemurmeltes „Ah, das tut gut“ – und schon wird der Raum ein kleines Stückchen heller.
Als ich im Internet darüber lese, wird mir ganz warm ums Herz. Unglaublich! Denke ich. Wie viel persönliche Hingabe und Einsatz Andrea Mies in diese Idee gesteckt hat! Denn ihr geht es ja nicht bloß um ihren Hund, der auf Patienten trifft. Als Intensivpflegefachkraft weiß sie: es geht um eine tiefere Verbindung, um das stille Heilen, das manchmal mehr bewirken kann als Worte. Es geht um Nähe, Trost und das Gefühl, an einem der einsamsten Orte der Welt eben nicht allein zu sein.
Ein Hund, der Segen in eine Intensivstation bringt? Das ist doch unmöglich! Die gute Nachricht ist aber: es gibt Menschen, die unüberwindlich scheinende Grenzen eben doch überwinden. Und Licht und Wärme dahin bringen, wo sie besonders nötig sind. Nicht nur im Krankenhaus. Und nicht nur an einem Montagmorgen.