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Kirche in WDR 4 | 01.05.2025 | 08:55 Uhr
Rheinbaben
Guten Morgen!
Wenn ich von Bottrop in mein Büro nach Gladbeck fahre, komme ich jeden Tag an der Rheinbaben-Werkstatt vorbei. „Rheinbaben“, so hieß eine der großen Bottroper Steinkohlezechen.
Ihren Namen hat sie von einem alten schlesischen Adelsgeschlecht. Die genaue Form des Namens hat sich erst später herauskristallisiert, früher nahm man es mit den Schreibweisen nicht so genau. Rymbab – so wird der Name des Adelsgeschlechtes zuerst geschrieben. Dann später auch Reymbaben, Reimbaben, Ryanbaben oder sogar – Regenbogen. In der Zeit des preußischen König- und Kaiserreiches gehört die Familie zu den Eliten. Die werden dann gern für besondere Aufgaben herangezogen. Wie Georg Freiherr von Rheinbaben zum Beispiel, der den schönen zweiten Vornamen Kreuzwendedich trägt. Vor gut 140 Jahren kommt er aus dem Osten Preußens in den Westen. Er wird Regierungspräsident in Düsseldorf, dann Innenminister in Berlin. Später kommt er als Oberpräsident der Rheinprovinz zurück in den Westen.
Zeitgleich in Gladbeck und Bottrop: 1897 beginnt die Gewerkschaft Vereinigte Gladbeck mit dem Abteufen von zwei Kohleschächten im Bottroper Eigen, wie das Stadtviertel heißt. Die Betreiber geben den Schächten den Namen des Ministers: Rheinbabenschächte. Später wird „auf Rheinbaben“, wie man sagt, eine Kokerei in Betrieb genommen. Nur siebzig Jahre nach der ersten Förderung wird das Bergwerk wieder geschlossen, die Schächte bleiben als Wetterschächte in Betrieb - also für die Frischluft unter Tage.
Wiederum zehn Jahre später wird über Tage die Rheinbabenwerkstatt der Diakonie eingeweiht. Eine Werkstatt für Menschen mit und ohne Behinderung. Das war in den 1970er Jahren eine neue Idee: Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf eine gute Arbeit. Damals war das alles noch so gebaut, wie Menschen ohne Behinderung sich das vorgestellt haben. Mittlerweile sind wir klüger. Vor drei Jahren haben wir am alten Standort neue Hallen eingeweiht. Mehr Licht, mehr Luft, mehr Ruhe – und viel bessere Möglichkeiten für die Begleitung und Pflege der Menschen, die dort arbeiten.
Für mich ist diese Werkstatt ein starkes Bild für die Kirche: Eine Werkstatt, in der jede und jeder so arbeiten darf, wie sie oder er das heute schafft. In der gebastelt und geschreinert und ausprobiert wird, bis das Verfahren zum Auftrag passt. Eine Werkstatt, wo gehobelt wird und auch Späne fallen. Benannt nach einer Zeche, die ihren Namen wiederum von einem hat, dessen zweiter Vorname Kreuzwendedich war. Kreuzwendedich – dieser Name erinnert daran: Die Hoffnung auf bessere Zeiten – sie wird nicht geschlossen – sondern diese Hoffnung bleibt.
Mir gefällt auch, dass man den Namen Rheinbaben früher als „Regenbogen“ wiedergegeben hat.
In der Bibel heißt es, dass Gott nach der Sintflut einen Regenbogen als Friedenszeichen in den Himmel setzt. Ein Zeichen für die ewige Verbindung, für den Bund zwischen Gott und der ganzen Schöpfung.
Ein Kreuz, das sich wendet. Orte, an denen Hoffnung wächst. Ein Gott, der sich mit allem auf der Erde verbündet. Eine Regenbogenwerkstatt. Und gute Arbeit für alle. Um mehr geht es nicht, an diesem Tag der Arbeit.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag! Ihr Pfarrer Steffen Riesenberg aus Bottrop.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze