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Sonntagskirche | 11.05.2025 | 08:55 Uhr
Muttertag nicht nur für Mütter
Heute ist Muttertag und ich denke an alle Mütter, die an diesem Tag von ihren Kindern kleine Geschenke bekommen: selbst gemalte Bilder, Basteleien, Gutscheine und Umarmungen. Alles Gute zum Muttertag.
Und ich denke heute an alle, wo es eben nicht so abläuft und besonders an die, die nicht Mutter geworden sind, obwohl sie es vielleicht gerne gewollt hätten. Ich bin selber keine Mutter. Und ich weiß gar nicht, ob ich es hätte werden können. Da war es einmal der falsche Partner, dann Umstände an denen ich keine Schuld trug und dann tickte die biologische Uhr und es kam der Moment an dem, ich bewusst entscheiden musste: „Ok, dann wirst Du wohl keine Kinder haben“. Damit lebe ich jetzt. Nicht immer ist das einfach. Einmal hat es mich richtig aus der Bahn geworfen. Und das war ausgerechnet bei einer Veranstaltung in der Kirche. Da ging es plötzlich um die Bibelstelle aus dem Buch Genesis, als Gott den Menschen den Auftrag gibt: „Seid fruchtbar und vermehret euch“. Und der, der da referiert hatte, der sagte, dass die Mutterschaft und das Familie-Gründen das wichtigste Gebot, ja das Ziel des Lebens sei. Und ich? Ich habe mich damals immer kleiner und schlechter gefühlt. Konnte das wahr sein? Erfüllte ich nicht Gottes Plan für mich als Frau und war ich dadurch vielleicht eine schlechte Christin? Puh, ich habe da ehrlich gesagt ziemlich mit gehadert und auch die ein oder andere Träne geweint. Der Mann in der Kirche war da wenig sensibel – fand ich im Nachhinein. Maximal unsensibel fand ich viele Zeit später einen Kommentar bei Facebook zum Thema Kinderlosigkeit. Da schrieb eine Frau: „Ich bin Mutter und von mir bleibt wenigstens etwas in der Welt und nicht nur Staub und Asche.“ An guten Tagen kratzt mich so was nicht an, aber es gibt eben auch die anderen Tage. Muttertag ist so einer. Was bleibt von mir in der Welt, wenn ich keine Kinder geboren habe? Nur Staub und Asche? Und vielleicht klingt das jetzt merkwürdig, aber richtig meinen Frieden habe ich erst damit geschlossen, als meine Mutter gestorben war. Plötzlich, unerwartet und das Loch in meinem Leben war riesig. Heute sehe ich mehr: Da ist so Vieles von ihr, was geblieben ist und damit meine ich nicht ihre Spuren in meiner DNA. Ihr offenes Ohr, ihr Lachen, die besorgten Nachrichten „Bist Du gut angekommen?“ und ja, manchmal auch Kritik oder ein mahnender Ton. Und dann ist mir was klar geworden: Vielleicht bin ich auf andere Weise doch ein Bisschen Mutter. Ich habe kein Kind geboren und doch bringe ich auf meine Art viel Mütterlichkeit in die Welt. Ich verschenke meine Zuwendung, spende Trost, lache mit anderen Menschen und ja, vielleicht sage ich auch einmal etwas Unbequemes. Ich glaube, dass das der besondere Auftrag ist, den Gott uns gegeben hat: Unsere Welt braucht uns als Mütter, egal ob wir geboren haben. Der Muttertag ist heute für mich nicht mehr schmerzhaft. Heute schaue ich auf meine Mütterlichkeit, wie ich diese in die Welt bringe und bin dankbar, dass ich Frau bin. Ich freue mich heute für meine Freundinnen und für alle Mütter, die heute selbst Gemaltes oder Gebasteltes von ihren Kindern bekommen und vielleicht auch ein paar Blumen. Einen schön gedeckten Kaffeetisch, den mache auch ich mir jetzt und denke ganz fest an meine Mama und das Muttersein, das unsere Welt braucht, nicht nur heute.